Ramesses - Misanthropic Alchemy

Review

Justin Oborn hält an ELECTRIC WIZARD auch weiterhin fest. Seine langjährigen Mitstreiter, Gitarrist Tim Bagshaw und Drummer Mark Greening, hatte dagegen die Schnauze voll, strichen die Segel, ohne lange untätig zu bleiben. Schon wenig später stießen sie auf Bassist Adam Richardson (LORD OF PUTREFACTION) und hoben kurzerhand RAMESSES aus der Taufe. Kurz darauf wird Krach-Fetischist und Label-Chef Shane Embury durch die erste EP „We Will Lead You To Glorious Times“ auf die Band aufmerksam und nimmt die Briten ohne zu zögern unter Vertrag. Soviel zu den Fakten.

Die Parallelen zu den WIZARDs lassen sich nicht leugnen. Auch „Misanthropic Alchemy“ ist wieder eine einschmeichelnde Mischung aus zähflüssigen, dröhnenden Riffs, weitestgehend unmelodischen Phrasierungen, vehement langsamen Rhythmen und elektronischen Verfremdungen, Samples und Rückkopplungen. Es ist noch immer dieser schleppende Sound, mit dem ELECTRIC WIZARD in gewisser Weise zu Schutzheiligen der Langsamkeit avancierten. „We Live“, das letzte, 2004 veröffentlichte Album der britischsten aller Doom-Bands, unterschied sich vom makellosen „Dopethrone“ nur durch seine gemischte, zurückhaltende Resonanz, war auf bestürzende Weise musikalisch fast identisch mit „Come My Fanatics…“. RAMESSES setzen wieder auf diese bewährte Rezeptur, welche sich nicht mehr optimieren lässt, höchstens noch variieren. Dem Gesetz des musikalischen Rückschritts wird Folge geleistet, der Geist von SABBATH wird, wenn man es so will, aus dem Urschlamm der Schöpfung, eingefangen und festgehalten – eine Retroband, wie sie extremer nicht sein könnte. Sie bedienen sich im Antiquitätenladen, schüren die Essenz des widerwillig Bösen, welche auch schon Iommi mit seinen Riffs zu schüren wusste.

„Ramesses Part 1“ schießt noch flott und munter umher, erst mit „Ramesses Part 3“, einen zweiten Teil hat man sich geschenkt, zieht die Wolkendecke zu. Bösartiges Dunkel zieht auf, von Grund auf fies und nihilistisch, schlingend und farblos wabernd. „Lords Misrule“ ist ein raues, knapp zehnminütiges Epos, bestimmt von depressiver Trägheit und diabolischer Eintönigkeit, und ist doch hypnotisch fesselnd. „Terrordactyl“ kommt schleichend, zieht wie eine undurchdringbare Mauer auf, erhält durch die verwendeten Samples und gesprochenen Verse eine leicht psychedelische Note. Erinnert an SUNNO)))s „My Wall“. Richardson faucht, speit wie vom Ekel gepackt schmerzerfüllte Schreie aus, wechselt zwischen Growls and klarem Gesang. Bevor mit „Earth Must Die“, dem instrumentalen Gitarren-Outro, die ersten Strahlen durch die massive Wand sickern, rinnt zunächst „Before The Jackals“, das wohl langsamste und schleimigste Crescendo, durch die bebenden Boxen.

RAMESSES klingen, fernab von weichgespülter Exotik, verheerend düster und nostalgisch verklärt. Wer Monolithen wie „Dopethrone“ und „Holy Mountain“ nachseufzt und immer noch auf Lebenszeichen von KHANATE und TEETH OF LIONS RULE THE DIVINE hofft, wird dieses Album wohlwollend zur Kenntnis nehmen und zu schätzen lernen. Mit „Misanthropic Alchemy“ werden karge, in Dunkelheit getränkte Landschaften durchschritten; es ist ein kleiner Raubzug in die Geschichte und eine Reise, bei der man sich keine Gedanken über einen drohenden Sonnenbrand machen muss.

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10.09.2007

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