Pain of Salvation - Falling Home

Review

Eigentlich wollten die Jungs von PAIN OF SALVATION nur ein rein akustisches Live-Album aufnehmen, um damit ihren Anhängern die Wartezeit bis zum nächsten Studioalbum zu verkürzen. MTV Unplugged quasi – nur ohne MTV. Auf alle Fälle eine nette Idee. Aus Gründen, die uns die Presseinfo vorenthält, streikten jedoch die Aufnahmegeräte bei der zum Mitschnitt auserkorenen Show 2012 in Deutschland und es konnte „nichts Benutzbares“ aufgezeichnet werden. Einmal angefixt verwarf die Band ihre Pläne jedoch daraufhin nicht desillusioniert, sondern verfrachtete das diesmal scheinbar funktionsfähige Aufnahmeequipment in den Proberaum, wo die umarrangierten Songs aus über 15 Jahren Bandgeschichte eingespielt wurden. Am Ende hatte das Ganze mindestens die Zeit gefressen, die auch ein komplett neues Album gebraucht hätte, Fans der Band werden jedoch trotzdem nicht enttäuscht sein.

Okay, bei nur elf Songs hätten nicht gleich zwei davon auch noch Covers sein müssen. Andererseits hat man auch lange keine entspanntere DIO-Neuinterpretation gehört. Selbst das bis zum geht nicht mehr totgecoverte „Holy Diver“ macht in dieser irren Jazz-SINATRA-Version tatsächlich Spaß. Zudem gibt es mit dem titelgebenden „Falling Home“ auch immerhin einen ganz neuen Song. Der könnte fast Teil des Soundtracks zu einem Film der Coen-Brüder sein und kommt ziemlich eingängig und folkig daher. Mit Progressive Rock hat das allerdings rein gar nichts mehr zu tun.

In der restlichen Songauswahl finden sich einerseits viele Stücke wieder, die auch in der Originalversion größtenteils akustisch daherkommen und daher nur marginal umarrangiert wurden. „Chain Sling“ (TENACIOUS D, anyone?) und das traumhafte „To The Shoreline“ stehen hierfür exemplarisch. Aber auch „Stress“ vom noch deutlich metallischeren Debütalbum „Entropia“ hat es in die Auswahl geschafft und kommt durch „Sympathy For The Devil“-Trommeln, Hammondorgel, und bluesige Soli im gänzlich neuen Gewand daher.

Naturgemäß gefallen PAIN OF SALVATION-Fronter Daniel Gildenlöw die Neuarrangements allesamt besser als die Originale. Hätte er etwas anderes gesagt, hätte es vermutlich auch Ärger mit der Plattenfirma gegeben. Ich persönlich finde, dass das Prinzip „auf entschlackte Weise episch“ auf „Falling Home“ nicht auf voller Länge überzeugt. Vor allem bei den komplexeren Kompositionen geht doch das ein oder andere Etwas verloren. Die Mitaufnahme des obskuren, Hip-Hop-ähnlichen „Spitfall“ erweist sich hingegen als eine klasse Idee. Der Song wirkt auf bisher ungekannte Weise so wirklich schlüssig.

Unterm Strich wird „Falling Home“ vor allem PAIN OF SALVATION-Fans glücklich machen können. Für einen winterlichen Kamindurchlauf empfiehlt sich die akustische Lagerfeueratmosphäre zwar definitiv, der ganz große Wurf ist die Scheibe jedoch nicht geworden. Dann lieber ein neues Studioalbum.

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11.11.2014

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