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Nightmarer - Cacophony Of Terror

Review

Man kann sich ja, gerade wenn es um die subjektive Wahrnehmung von Musik geht, darüber streiten, ob NIGHTMARER auf ihrem neuen Album „Cacophony Of Terror“ sowohl ihrem eigenen Bandnamen als auch dem Titel ihres vorliegenden Albums gerecht werden. Denn was für den einen strukturiert und vertraut klingt, erscheint dem anderen – eben – kakofon und alptraumhaft. Solche Assoziationen, die Eindrücke von nicht greifbaren Mustern und chaotischen Formen, die das Album hinterlassen solle, schreibt der Pressetext dem Genuss der Platte zu. Da drängt sich beim Diskurs um das Album also die Frage auf, ob die Band ein solches, verstörendes Werk geliefert haben, das sich tatsächlich wie ein Klang gewordener Alptraum anhört.

NIGHTMARER wollen eine „Cacophony Of Terror“ erschaffen…

Nun, zumindest die Grundzutaten sind da: Dissonante Arpeggios und fiese, wabernde Klangflächen sorgen zumindest schon mal dafür, dass es den Hörer praktisch aus der Komfortzone heraus katapultiert. Der Sound übersteuert und trägt zur Ganzkörpererfahrung bei, die NIGHTMARER hier darbieten, sodass sich „Cacophony Of Terror“ praktisch zwangsläufig seinen Weg in die Magengrube des Hörers bahnt. Die Songs wechseln dabei zwischen hämmerndem – nun ja – Death-Metal-Terror und beunruhigender Atmosphäre, wobei beide Aspekte des Sounds gerne auch mal überlappen, sodass es durchaus spannend bleibt. Die Riffs sägen sich mit scharfer Klinge durch die Knochen des Hörers und sorgen so ziemlich mit dem Beginn des ersten, richtigen Songs „Stahlwald“ für ordentlich Bewegung und Unruhe im Sound. Und die tiefen Growls von John Collett tun ein Übriges, um diesen Death Metal richtig böse klingen zu lassen. Dass diese aus unter anderem WAR FROM A HARLOTTS MOUTH und THE OCEAN hervorgegangene Band großes technisches wie stimmungsträchtiges Kino liefern würde, steht aber ohnehin außer Frage.

… klingen dafür aber nicht abartig genug

Doch etwas fehlt, um den Alptraum zu vervollständigen: das Gedärme Aufwühlende, das Ekelhafte, das Undurchschaubare, das WIRKLICH Alptraumhafte. Denn in dieser Hinsicht spielen NIGHTMARER letzten Endes technisch zwar in einer hohen Liga, doch klingt ihr Death Metal noch zu sehr nach Death Metal. Die geradlinigen Grooves, so willkommen sie im übrigen Death Metal sind, halten die Tracks zu sehr im Korsett des traditionellen Songwritings, was durch den Mangel an wirklich eindringlichen Riffs oder interessanten, ja surrealen Twists mit nervigen Abnutzungserscheinungen daherkommt. Hinzu kommt natürlich auch die Überproduktion, die das Album bombastisch und wuchtig klingen lässt, technisch gesehen eine Verbesserung gegenüber der Vorgänger-EP „Chasm“ – was aber wiederum das Element des nicht Greifbaren annulliert. NIGHTMARER hätten hier deutlich punkten können, wenn sie ihren Sound noch mal eine Stufe hässlicher und undurchsichtiger gestaltet hätten und nicht versucht hätten, ein Todesblei-Album aufzunehmen.

Zum unterhaltsamen Horror-Popcornkino für zwischendurch reicht es dennoch

Man muss auch dazu sagen, dass NIGHTMARER halt einfach das Pech haben, dass PORTAL mit ihrem neuesten, musikalischen Alptraum „Ion“ Anfang diesen Jahres einfach früher dran gewesen sind und es mit ihrem radikalen und unbarmherzigen Ansatz in praktisch allen Belangen besser gemacht haben, von den höhenlastigen, kratzigen Gitarren über das chaotische und unberechenbare, in seinen bizarrsten Momenten an eine etwas gezügelte Variante von BEHOLD… THE ARCTOPUS gemahnende Songwriting hin zum geisterhaften Gekeife, bei dem man sich nun wirklich nicht willkommen fühlt. NIGHTMARER dagegen haben damit zu kämpfen, dass ihr Death Metal einfach zu sehr wie Death Metal klingt, um wahrhaftig Furcht einflößend zu sein. Und dadurch, dass die internationale Band ihren Sound um diese Idee des Alptraums herum konstruiert, aber nicht zu Ende konzipiert haben, liefert „Cacophony Of Terror“ zwar einen frischen, geradlinigen Schock für zwischendurch vom Schlage eines durchschnittlichen, kompetent unterhaltenden Horrorstreifens, der mit 35 Minuten auch angenehm kurzweilig bleibt, jedoch keine langlebige Alptraumkost, die einen bleibenden Eindruck über den ersten hinweg hinterlässt.

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12.03.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Nightmarer - Cacophony Of Terror

  1. Anon der Sonne sagt:

    Finde den Review echt angemessen. Auch ich würde alles Vertrauen in die Musiker hier setzen und hinter der Musik steckt offensichtlich ein Konzept, das auch umgesetzt wurde. Ich kann mich nicht erinnern ein vergleichbar knochenbrecherisches Album in letzter Zeit gehört zu haben. Hierin steckt viel, was einem als Freund dissonanter Musik gefallen und in dem Stil trotzdem ganz frisch und angenehm neu aufgelegt vorkommen kann. Aber es hat doch einen recht starken, wenn auch stimmigen, Käfig-Charakter, würde ichs mal nennen. Eben wie hier auch vom Stil-Käfig geredet wurde. Die EP hat mich ungleich mehr überzeugt, die Tracks konnten ganz anders wirken und ich hab sie deutlich mehr genossen.
    Vielleicht werde ich es mir in weitere kleine EPs zerstückeln. Der Titel „Death“ wäre schon auch eine klasse Single denke ich.