Night Viper - Night Viper

Review

All of a Sutton zischt da schon wieder eine dunkle Kreatur aus Schweden durchs Szene-Unterholz: NIGHT VIPER. Klingt etwas nach Heavy-Metal-Setzkasten, klingt aber auch ganz geil. Und deren Musik?

Die wilde Gang um Sofie Lee Johansson am Gesang und Tom Sutton an der Gitarre klingt vielseitiger und ungehobelter als NIGHT (Swe) und kein Stück helloweenesk à la VIPER (Bra), sondern eher wie eine offensivere 83er-Version ihrer Landsleute SLINGBLADE. Im Vergleich zu deren Frontlady Kristina Karlsson klingt NIGHT VIPERs Sofie Lee Johansson dabei um einiges rotziger und aggressiver und ist damit zumindest potenziell der spitze Giftzahn, der hervorstechende und im Zweifel tödliche Faktor im zuckenden Sound der NIGHT VIPER. Wenn sie zum Beispiel in „Run For Cover“ direkt vor der Solo-Attacke regelrecht durchdrehend losbrüllt, dann ist das schon Rockmusik, wie sie sein sollte: rücksichtslos, hingebungsvoll und mit offenem Visier dargeboten.

Als Fundament für Johanssons vokalische Attacken liefern Sutton und seine Mitstreiter eine ziemlich feurige Variante einerseits bewusst reduziert produzierten und andererseits mit direkten Riffs und einer ordentlichen Armada an Soli draufgängerisch lospreschenden Metals. Neben verschiedenen Shades of Doom mit CHURCH OF MISERY und den grandiosen THE ORDER OF ISRAFEL oder neuerdings verspacetem Retro-Rock mit HORISONT ist der Wahl-Skandinavier Sutton nun also im Heavy Metal angekommen. Und Abwechslung kann ihm auch innerhalb seiner neuen Band mit Blick auf „Night Viper“ nicht abgesprochen werden. Vom geradlinig angreifenden Titelsong zum Einstieg oder dem erwähnten Ratschlag „Run For Cover“ über das ruhig-beschwörerisch beginnende und dann zum Ende hin riffend ausbrechende „Curse Of A Thousand Deaths“ inklusive KING-DIAMOND-Lachen bis zum abschließenden Rocker „The Wolverine“ variieren NIGHT VIPER die verschiedenen Genre-Standards souverän.

Allerdings verhält es sich mit „Night Viper“ wie mit einigen Scheiben, an denen Sutton beteiligt ist: Man hört ihnen den guten Geschmack an, man möchte sie aus prinzipiellen, ästhetischen und überhaupt sämtlichen Rock-Gründen lieben. Man nickt, man bangt, man gibt alles. Und am Ende sind sie dann doch nur gut (den ORDER OF ISRAFEL mal deutlich ausgenommen). NIGHT VIPER machen eigentlich alles richtig, die erwähnten, geschliffen-hymnischen SLINGBLADE haben es mit ihrem Debüt aber zum Beispiel doch nachhaltiger ins Hirn und morgendliche Dusch-Summen geschafft. Aber schon klar, wie es sich mit der Objektivität von Geschmack verhält, nicht wahr? Und die Hoffnung auf größere Hooks bleibt. Zudem geht auf der Bühne bei der NIGHT VIPER bestimmt alles.

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27.11.2015

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