Morte Incandescente - ...O Mundo Morreu!

Review

MORTE INCANDESCENTE – AUS DEM UNDERGROUND, FÜR DEN UNDERGROUND

Bereits seit ihrem Debütalbum „…Your Funeral“ von 2003 schwimmen die eigenwilligen portugiesischen Black Metaller MORTE INCANDESCENTE (samt CORPUS CHRISTII-Mastermind Alexandre „Nocturnus Horrendus“ Mota) im internationalen Black-Metal-Underground herum, ohne jemals so wirklich groß herausgekommen zu sein. Nun liegt mit „…O Mundo Morreu!“ das vierte Studioalbum der Band vor, und obwohl sich das portugiesische Duo darauf selbst übertroffen und ein sehr, sehr gutes Album aufgenommen hat, ist fraglich, ob MORTE INCANDESCENTE dem Durchbruch damit näher kommen.

Denn die Band geht auf „…O Mundo Morreu!“ einfach viel zu kauzig, viel zu kantig und viel zu ungehobelt vor, um den Geschmack der breiten Masse treffen zu können. Das Album klingt von Anfang bis Ende so, als hätten MORTE INCANDESCENTE es live im Studio aufgenommen (was bei zwei Musikern definitiv nicht der Fall sein kann, denn es sind mehr als zwei Instrumente zu hören), es gibt keine Intros, keine Outros, höchstens etwas rohes Gitarrengeplänkel. Dem passt sich auch der Sound von „…O Mundo Morreu!“ an, der roh und ungeschliffen klingt – allerdings dabei auch sehr luftig und mit ausreichend Raum für alle Instrumente, sodass nichts untergeht und kaum von Proberaum-Sound die Rede sein kann.

„…O MUNDO MORREU!“ – KAUZIG, SPERRIG, KANTIG, ABER MIT BISS

Und so geben sich MORTE INCANDESCENTE auf „…O Mundo Morreu!“ sperrig und zunächst kaum greifbar. Zunächst? Ja, zunächst: Das Album braucht seine Durchläufe, mindestens drei, eher vier. Hat man sich jedoch erstmal in die Eigenheiten des neuesten Streiches der Portugiesen eingehört, offenbart das Album seine diversen Höhepunkte, mit denen es quasi gespickt ist. Man höre den intensiven, halbklaren Gesang im letzten Dritten von „O Final De Uma Era“, man höre den fetten Groove am Ende von „Num Cemiterio“, der die schleppend-disharmonischen Doom-Parts ablöst, man höre den kultigen Einstieg von „Nunca Mais Ira Amanhecer“, die ungewohnt harmonischen Melodien in „Nas Esquinas Da Alma“ oder – Überhit! – den Rausschmeißer „Um Rasto De Odio“. Es fällt schwer, Höhepunkte herauszupicken, denn fast jeder Song auf „…O Mundo Morreu!“ hat einen – MORTE INCANDESCENTE haben sich also für ihr viertes Album definitiv nicht lumpen lassen.

LETZTLICH MACHEN MORTE INCANDESCENTE ALLES RICHTIG

So ist „…O Mundo Morreu!“ ein ungehobeltes, unpoliertes und sperriges Black-Metal-Album, mit dem viele ihre Schwierigkeiten haben werden – und zwar sowohl Black-Metal-Szenegänger als auch -Mal-nebenbei-Hörer. Aber man muss MORTE INCANDESCENTE zwei Dinge lassen: Erstens, wenn man dem Album Gelegenheit gibt, zu wirken und sich zu entfalten, dann bekommt man, wie gesagt, ein Album, das vor Höhepunkten nur so gespickt ist. Und zweitens, so sehr ich meine Hirnwindungen auch durchsuche, ich finde keine Vergleichsband, die man nennen könnte, ohne einigermaßen daneben zu treffen. „…O Mundo Morreu!“ ist also auf jeden Fall eigenständig. Als Vergleich mag allerhöchstens CORPUS CHRISTII durchgehen, denn der unverkennbare und eigenständige Gesang aus der Kehle von Nocturnus Horrendus ist eben in beiden Projekten allgegenwärtig.

Ergo: „…O Mundo Morreu!“ von MORTE INCANDESCENTE ist kein Album für jedermann. Aber es ist ein Album, dem jeder mal ein, zwei, drei Chancen geben sollte, sofern man auf untergrundigen Black Metal kann. Ein hervorragendes Stück Schwarzstahl!

24.03.2016

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