Inquisitor - I Am Sick, I Must Die

Review

21 Jahre sind musikalisch gesehen eine verdammt lange Zeit! Die erfolgreiche Epoche der großen Metal-Bands schien vorbei. METALLICA spielten Country-Rock, IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST quälten sich mit Ersatzsängern und mehr oder weniger guten Alben durch vergleichsweise kleine Hallen der Republik und nicht wenige erklärten unsere Lieblingsmusik für tot. Selbst der Anfang der 90er sehr erfrischende todes- und schwarzmetallische Underground verkam größtenteils zu einer Mischung aus Langeweile, Kitsch und Belanglosigkeit.

Die 1991 gegründete holländische Band INQUISITOR veröffentlichte genau in dieser Zeit, nach zwei Demos, ihr Debüt-Album – nur um sich direkt im Anschluss wieder aufzulösen. So blieb „Walpurgis – Sabbath Of Lust“, so der Titel der Platte, ein Geheimtipp unter Death/Thrash-Liebhabern. Und auch INQUISITOR waren danach tot wie die allgemeine Szene.

INQUISITOR 2014: Auferstanden aus Ruinen

2014 wurde besagtes Werk jedoch von Hammerheart Records wiederentdeckt und re-released. Und alle vier Ur-Mitglieder haben anscheinend ebenfalls wieder Blut geleckt und sich im Zuge dessen reformiert. Man spielte ein paar ausgesuchte Gigs, sah, dass es funktioniert und war wieder Feuer und Flamme. Hammerheart fand das wohl ebenfalls gut und nahm die Jungs unter Vertrag. Diese nahmen daraufhin ihr zweites Album auf, welches nach über zwei Dekaden Anfang nächsten Jahres erscheinen soll und den Titel „Stigmata Me, I’m In Misery” tragen wird. Vorab, um ein bisschen auf sich aufmerksam zu machen, veröffentlicht man nun eine 7“ EP, die einen Vorgeschmack auf das kommende Werk geben soll.

Kern der EP ist der neue Song „I Am Sick, I Must Die“. Dieser zeigt sich in seiner kurzen Spielzeit äußerst ambivalent. Dominiert anfangs noch die thrashige Seite der Band, so wechselt er nach etwa einer Minute in eine eher todesmetallische Richtung. Am Ende vermischen sich dann beide Seiten zu einem rasanten Death/Thrash-Track. Auffällig sind die messerscharfen Riffs von Gitarrist Erik Sprooten, der jeweils die Richtung des Songs vorgibt. Das Drumming von Wim van der Valk passt sich diesem wunderbar an und lässt dem Hörer keine Zeit zum Verschnaufen. Hier gibt es nur eine Geschwindigkeit: Und zwar Vollgas!

Die Vocals machen den Unterschied

Was INQUISITOR jedoch von anderen stilähnlichen Bands unterscheidet, sind die markanten Vocals von Alex Wesdijk. Sie bringen eine ganz eigene Note in den Sound von INQUISITOR. Dieser verzichtet auf handelsübliche Growls, wie sie im Todesmetall omnipräsent sind, sondern singt eher auf eine sehr extreme, thrashige Art und Weise. Ganz alte DARK ANGEL sowie die Landsmänner von PESTILENCE können da als grober Vergleich herhalten. So passt der Stil sehr gut zum Sound von INQUISITOR und fällt auf.

Folgerichtig wird die EP mit zwei Coversongs von benannten Bands abgerundet. Zum einen wagt man sich an „Extreme Unction“ vom ersten PESTILENCE Album und zum anderen an den DARK ANGEL Klassiker „Perish In Flames“. Beide Bands haben einen enormen Einfluss auf INQUISITOR ausgeübt – nicht nur auf die Vocals – und so verwundert es nicht, dass die beiden Cover sehr nah am Original bleiben. Die Umsetzung ist also durchaus gelungen, wenn auch etwas unspannend.

Unterm Strich macht der neue Song durchaus Spaß. Um jedoch einen geeigneten Eindruck auf die kommende Platte gewinnen zu können, reichen die guten zwei Minuten aber wohl nicht aus. Die passend ausgewählten Coversongs sind gut umgesetzt, aber eigentlich auch verzichtbar, wenn man ehrlich ist. Am Ende ist die auf 500 Einheiten limitierte EP wohl nur etwas für beinharte Fans oder 7″-Sammler. Eine Wertung entfällt deshalb.

11.11.2017

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