Ihsahn - After

Review

IHSAHN ist nicht EMPEROR. IHSAHN ist nicht EMPEROR. IHSAHN ist nicht EMPEROR.

Dies ist – angesichts des vorliegenden dritten Albums des ehemaligen EMPEROR-Frontmannes – ein zwar spätes, aber vielleicht hilfreiches Mantra für all diejenigen, die den ersten beiden Alben „The Adversary“ und „AngL“ mit falschen Erwartungen begegnet sind und deshalb scheitern mussten.

Dieses Mantra erhält nun zusätzliche Gültigkeit, denn „After“ klingt wieder etwas anders als seine Vorgänger. Das liegt nicht nur daran, dass IHSAHN erstmals achtsaitige Gitarren spielt; es liegt nicht nur daran, dass die Produktion des Albums unglaublich viel kraftvoller, aber immer noch transparent wie Glas klingt.

Es liegt vor allem an der Stimmung, die IHSAHN auf „After“ eingefangen hat. Die acht Songs klingen kalt, distanziert, anorganisch. Selbst kurze Ausbrüche von Aggression, wie zum Beispiel im zweiten Song „A Grave Inversed“, klingen fern und unnahbar. Und was soll ich sagen? „After“ funktioniert von vorn bis hinten. Sicherlich nicht direkt im ersten Durchlauf – hierin steht „After“ in der Tradition seiner Vorgänger – aber spätestens bei der dritten oder vierten Rotation nehmen die Songs den Hörer gefangen.

Ein Aspekt des Albums, der ohne Zweifel mit der anders angelegten Atmosphäre zusammenhängt, ist, dass IHSAHN die Langsamkeit entdeckt hat, ihr eine größere Bedeutung zumisst. Eine Ausnahme stellt hier der bereits genannte Song „A Grave Inversed“ dar, die restlichen Stücke bewegen sich jedoch eher in gemäßigten Geschwindigkeits-Breiten. Die Dynamik geht dabei mitnichten verloren, in den Genuss abgefahrener Griffbrett-Artistik kommt der geneigte Hörer auch, insgesamt wirkt „After“ jedoch sehr ruhig – passend zur Kälte, die dem Album innewohnt. Mit „Austere“ findet sich sogar so etwas wie eine „Ballade“ – sofern man diesem Begriff im Progressive Black Metal eine Bedeutung geben will – die mit Hammond-Orgel und vocodiertem Bass ein wenig an OPETH erinnert.

Apropos OPETH: Mikael Åkerfeldt ist dieses Mal NICHT dabei – dafür hat IHSAHN mit Jørgen Munkeby (SHINING (NOR))einen neuen Duett-Partner gefunden. Am Saxophon. Ja, ich habe auch im ersten Moment eine Augenbraue gehoben – aber das Saxophon klingt einfach fantastisch! Mal erinnert es an ULVERs „Perdition City“, mal an das Solo-Projekt des MESHUGGAH-Gitarristen Fredrik Thordendal. Unfassbar!

Und wenn wir gerade von Gast-Musikern sprechen, möchte ich auch Bassist Lars K. Norberg und Drummer Asgeir Mickelson (beide SPIRAL ARCHITECT) nicht unerwähnt lassen, die – wie schon auf den Vorgängern – ganz hervorragende Beiträge liefern.

IHSAHN ist es also mit seinem dritten Album „After“ gelungen, sich noch ein weiteres Stück von seiner Vergangenheit zu emanzipieren und ein in jeder Hinsicht gelungenes, kurzweiliges und bewegendes Album zu veröffentlichen, das mich – wie schon „The Adversary“ und „AngL“ – noch sehr lange begeistern wird und schon jetzt heißer Anwärter auf den Titel „Album des Jahres“ ist.

Für EMPEROR gilt jedoch eher der Refrain des Titelsongs: „This is the after – and nothing transcends!“ Und wer das jetzt immer noch nicht begriffen hat, schreibt den Eingangssatz hundert Mal!

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21.01.2010

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3 Kommentare zu Ihsahn - After

  1. Anonymous sagt:

    Im Gegensatz zum Vorgängeralbum gibt es leider keine guten Refrains, Akustikpassagen und Abwechslung. Die pseudoprogressive Seite dominiert. Das kann Ihsahn nicht; ging ja auch auf "Prometheus" schief. Hektisch taumeln wir von Song zu Song und nichts bleibt haften. Die sterile Produktion beeindruckt überhaupt nicht; seelenlose, emotional nicht berührende Musik, wer braucht sowas? Für mich ein Ausfall, das Album.

    4/10
  2. sascha sagt:

    Das mit Abstand beste der drei Solo-Alben. angL war tsreckenweise furchtbar zerfahren und zu8 sehr an Opeth orientiert, The Adversary war sehr gut, aber noch ein wenig an einer Prometheus-Light orientiert. Hier findet man endlich einen eigenständigen Sound, viel Emotionen, von Wut bis Melancholie ist alles vertreten. Einfach nur top, läuft hoch und runter das Album.

    10/10
  3. sickman sagt:

    Was ist das denn? Weder Hü noch Hopp… Das gräusliche Sax ist nicht nur vollkommen unpassend, sondern klingt fast gruseliger als der Krach von John Zorn. Musikmäßig geht IHSAHN einen deutlichen Schritt zurück und beweist nicht gerade Ideenreichtum (nein, das Sax ist nicht innovativ, sondern eine ganz alte Idee und zudem noch sehr schwach umgesetzt). Hier hat der Herr und Meister der norwegischen Gitarrenfummelei keine große Kunst bewiesen, sondern eher, wie man langweilige Musik am Griffbrett total vernudelt. Mehr als Achselzucken bleibt hier leider nicht übrig. IHSAHN sinkt mit diesem Release zurück ins Mittelmaß…

    5/10