Kein Cover

Iggy Pop - Post Pop Depression

Review

Die Fotos, die im Vorfeld zu „Post Pop Depression“ von IGGY POP veröffentlicht werden, sind größtenteils drollig. Der Godfather of Punk hat sich Josh Homme (u.a. QUEENS OF THE STONE AGE und EAGLES OF DEATH METAL, KYUSS, THEM CROOKED VULTURES), Matt Helders (ARCTIC MONKEYS) und Dean Fertita (QUEENS OF THE STONE AGE, DEAD WEATHERS) als Verstärkung und kreative Jungbrunnen ins Boot geholt. Meist wird er nur mit Josh Homme abgelichtet, ernst guckend an einer Wand stehend oder in einem alten Auto sitzend. Der eine will dahin, wo der andere herkommt und irgendwie könnte es auch eine gute Werbung für eine Krimiserie aus den Siebzigerjahren sein.

„Break Into Your Heart“ startet die Platte, mit viel Hall und einem psychedelischen Touch. IGGY POP singt so, wie ein Mann mit fast 70 Jahren eben singt, da hilft auch die Lederjacke nichts. Kennt man ja, aus der Kirche beispielsweise. Etwas wackelig hat er sich auf einer für ihn sicheren Tonlage eingegroovt und bringt seine Lässigkeit eher durch eine angenehme Trägheit zum Ausdruck. Natürlich hat IGGY POP im weiteren Verlauf stimmlich noch mehr zu bieten – sonor melodisch, theatralisch sprechend oder auch gerne mal aufmüpfig schreiend. „Post Pop Depression“ fällt besonders dadurch aus dem Rahmen, dass man genau das bekommt, was man als Hörer bei diesem Zusammenschluss erwartet und sich auf wenig bis keine Experimente gefasst machen kann. „American Valhalla“ sucht sich rasch seinen ganz eigenen Rhythmus, zusammengesetzt aus Bass und Xylophon. Zum Ende hin bedienen sich IGGY POP ganz dreist von der „Era Vulgaris“-Scheibe, der Trend geht zur Zweitverwertung. Überhaupt fällt auf, dass QUEENS OF THE STONE AGE nicht nur bezüglich Mann-Stärke in der Überzahl sind, der musikalische Stempel der beiden Herren ist besonders dominant („In The Lobby“). Immerhin ist Josh Homme Co-Songwriter und Produzent der Platte. Und da Matt Helders eben dessen Band als Inspiration für sein Schlagzeugspiel nennt, wird er auch für deren Seite spielen. Doch abgesehen davon, dass IGGY POP ganz offensichtlich kein Typ ist, der sich unterordnet, steht letztendlich auch sein Name auf dem Plattencover, auf die Gründung einer Supergroup wurde ganz bewusst verzichtet.

„Sunday“ ist sicherlich eines der Highlights von „Post Pop Depression“. Die weibliche Unterstützung im Gesang, gibt dem tanzbaren Taktklopfer den sexy Touch und ein überraschendes Streicher-Outro löst den authentischen Sound der Rollschuh-Disko ab. „Vulture“ grenzt schon fast an Altersstarrsinn, was sich bei einem talentierten Freigeist wie IGGY POP natürlich absolut positiv äußert. Langsam türmt sich der Song auf und erstmals bringen sich Homme und Pop zu fast gleichen Teilen ein, was erst in wohlwollendem Chaos endet und zum Ende hin an HELGE SCHNEIDERs spanische Gitarre erinnert. Besser gut selbst zitiert, als schlechte Musik machen – sowas in der Art dachte sich Pop sicher in „Paraguay“, dem einzigen Song, in dem er unverkennbar den Eintopf von gestern aufwärmt. Wobei das Schimpfen als letzter Gruß der Platte eigentlich schon wieder charmant ist.

„Post Pop Depression“ muss den Hörer schon in der richtigen Stimmung erwischen, denn so richtig explodiert hier nichts und letztendlich ähnlichen sich einige Ideen stark. Natürlich ist Alter kein Kriterium für die Qualität einer Platte. Bedenkt man aber, dass der Rock Iguana IGGY POP nächstes Jahr im April 70 Jahre alt wird und nun tatsächlich DAVID BOWIE und Lemmy überlebt hat, dann funkelt „Post Pop Depression“ in einem etwas anderen Licht. Die Premiere von „Gardenia“ bei The Late Show mit Stephen Colbert, war in jeder Hinsicht einfach nur lässig.“Post Pop Depression“ ist sicherlich keine hektische und technisch anspruchsvolle Platte (es gibt Leute in der metal.de-Redaktion, die bei schon beim zweiten Song „Gardenia“ um ein Haar wegdösen…), aber eben dafür umso lässiger und auf das Wesentliche reduzierter Post-Pop-Punk-Rock. Eben kein Stroboskop. Eher eine Lavalampe, die ihre Zeit zum Warmlaufen braucht und dann umso entspannter vor sich hin blubbert.

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1 Kommentar zu Iggy Pop - Post Pop Depression

  1. Bremnes sagt:

    Kein technischer Anspruch? Wird hier Tech Death bewertet oder Musik mit Seel? Wenn das ein Kriterium für negative Kritik ist, müssten hier 99,99% aller Bands durchfallen. Hier geht es um gezielte Sounds und das Kreieren besonderer Stimmungen (der Instrumentierung) und das ist fabelhaft gelungen. Die Songs ähneln sich meiner Meinung nach überhaupt nicht. Jedes Lied besitzt seine eigene Seele. Ist halt Geschmacks- und Ansichtssache, ne. Von mir gibt es eine sehr fette 8/10