Gravdal - Torturmantra

Review

Wer kennt diese Horrorfilmsituation nicht? Eine hübsche Frau läuft nachts durch den dunklen Wald, weil der Heimweg dadurch kürzer wird. Doch dank dieser Abkürzung kommt sie nicht früher an, sondern gar nicht.
Ohne eine dunkle Begleitung in musikalischer Form wären diese Horrorfilmszenen nur halb so aufregend.
GRAVDAL wären wohl gerne Komponisten für Horrorfilm-Soundtracks, was die Norweger mit ihrem neuen Album „Torturmantra“ zeigen.

Die Platte fängt mit einem seltsamen Gesang an, bei dem ich mich gefragt habe, ob ich aus Versehen die CD des Männerchors aus meinem Ort erwischt habe.
Doch nach wenigen Sekunden geht es dann los. Der Sänger kreischt nach gepflegter Black Metal-Manier los. Der Gesang, den ich anfangs für den Gesang eines Männerchors gehalten habe, begleitet das erste Lied namens „Hyrdestund I Helvete“ auch weiterhin im Hintergrund. Doch nun gibt er dem Stück einen finsteren Touch. Diese düstere Atmosphäre ist auf der gesamten CD zu finden. Um diese Düsternis zu unterstreichen, verwenden GRAVDAL auch andere Soundeffekte: das dritte Lied „Eg E Ditt Helvete“ beginnt zum Beispiel mit schaurigen Hintergrundgeräuschen, die den Hörer an einen nächtlichen Wald, der im Nebel versinkt, erinnern. Dafür kommt die Abwechslung bei den Gitarrenriffs und vor allem bei den Drums ungewollt zu kurz.

Darauf folgt der Track „Mishandlet“, der mich am meisten überrascht hat. Überraschend ist vor allem die klare Stimme, die verzweifelt und flehend klingt. Es gibt dem Lied einen gewissen Folktouch, der, in diesem Lied zumindest, den Black Metal-Anteil der Platte etwas in den Schatten stellt. Außerdem sind die Gitarrenriffs und -soli endlich durchdachter und abwechlungsreicher.
Das Titelstück beginnt sofort mit high-pitched Screaming. Es hat gar nichts mehr von den eher nachdenklichen Klängen von „Mishandlet“. Stattdessen growlt der Sänger jetzt zusätzlich. Dieses kurze Lied endet so so schnell, wie es angefangen hat.
„Klastrert På Ambolt“, das Lied Nummer acht ist gespickt mit für Black Metal ungewöhnlich fröhlichen Gitarrenriffs, die mich schon fast an radiotaugliche Musik erinnern. Aber eben nur fast. Das Kreischen ist trotzdem weiterhin hasserfüllt und finster. Gegen Ende des Liedes wird das Tempo der Riffings und der Drums wieder angehoben, sodass man „Klastrert På Ambolt“ doch nicht im Radio spielen sollte, wenn man ältere Damen, die gerade von der Kirche kommen und Radio hören, nicht schockieren möchte.

Eines ist sicher: „Torturmantra“ wäre der perfekte Soundtrack für einen Horrorfilm. Wenn man Horrorfilme nicht mag, kann man sich aber trotzdem mit dieser CD anfreunden, wenn man nicht zu viel Wert auf ausgefeilte Gitarrenriffs und Drums legt.

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08.05.2010

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