Fatum Elisum - Homo Nihilis

Review

Hier haben wir wieder einen dieser paradoxen Fälle: Da nennt sich eine junge Band aus Rouen in der Normandie FATUM ELISUM, tauft ihr Debüt recht abgedroschen „Homo Nihilis“ und sucht unter diesem Banner der Ablehnung und Verneinung dennoch die Aufmerksamkeit und den Zuspruch der so nichtigen Menschen. Aber halten wir uns nicht mit solch kleinen Ungereimtheiten und -sinnigkeiten auf, sondern schauen wir, was sich hinter dem ob seiner Hässlichkeit schon wieder anziehenden Cover verbirgt.

Nach den choralen Gesängen des Intros „Pluvus Et Umbra Sumus“ eröffnen sich vier zusammen über weit mehr als eine Stunde erstreckende, triste Brocken, die sich zwischen klassischem Doom und der mit Todesblei vermengten Variante des Stils bewegen, an alte MY DYING BRIDE ohne Violine und Romantikgedöns erinnern. Äußerst ruhige Abschnitte mit klarer, sehr minimalistischer Gitarre durchsetzen die bleiernen Ungetüme, lassen Zeit zur inneren Einkehr und doch zugleich auch Erwartungen an neuerliche, schwer pumpende Akzente keimen. Es dominiert ein klagender Bariton, der in Teilen eine gewisse Ähnlichkeit zu Peter Steele (TYPE O NEGATIVE) nicht leugnet, sich jedoch hin und wieder zu einem kraftvollen Grunzen oder vereinzelt auch zu einem gequälten Wimmern wandelt – Sänger Ende liefert hier trotz hörbarem Akzent eine überzeugende, niemals zu weinerliche Vorstellung ab. Vereinzelt greifen choral anmutende Backing Vocals darüber hinaus das Motiv des Intros wieder auf und sorgen für einen stimmigen Gesamteindruck.

Zeigt sich „Pursuit Of Sadness“ noch überwiegend gemächlich, warten die folgenden „The Twilight Prophet“ und „Homo Nihilis“ mit einigen lebhafteren, schnelleren und rauer vokalisierten Eruptionen auf. Das abschließende, 18-minütige „East Of Eden“ tanzt relativ unerwartet aus der Reihe, schlägt es doch gegen Ende gar in Richtung Black Metal aus – in Literatur und Film würde man hier von einem Plot Twist sprechen.

Durch recht eigenwilligen und äußerst facettenreichen Gesang, spürbare Spannungsbögen sowie einen überraschenden Klimax schaffen es FATUM ELISUM, sich bereits mit ihrem ersten Album „Homo Nihilis“ von der grauen Masse der oft schwer langweilenden Death/Doom-Epigonen abzuheben. Der einzige größere Vorwurf, den man den fünf Franzosen machen kann, besteht darin, dass sie ihre Kompositionen selbst für eine Doom-Kapelle doch etwas zu sehr zerfließen lassen. Eine Verdichtung auf eine durchschnittliche Liedlänge von etwa zwölf Minuten – wie auf dem selbstbetitelten Demo von 2008 – hätte das Material wahrscheinlich stringenter erscheinen lassen, ohne dass darunter das heraufbeschworene Gefühl von Leere und Verzweiflung gelitten hätte.

02.12.2011

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