Ihr wollt wütenden kannibalistisch-metzelnden Gurgel-Death perfide garniert mit atmosphärisch-bösartigen Zwischenspielen in archaisch-trvester Norweger-Black-Metal-Art? Dann hinfort mit euch, denn hier gibts das genaue Gegenteil. Hier, das meint DOMINES neuestes Prachtexemplar „Ancient Spirit Rising“, auf dem die phantastische Welt noch in Ordnung ist, soll heißen Kinder kommen um sieben ins Bett, die Waffen sind rostfrei und der Gürtel stets adrett geschnallt und sauber die Stulpenstiefel. So wie das Cover von der mit verbissenem Talent und entschlossenem Strich gezeichneten rothaarigen Magierin impliziert, muss die uns nun erwartende Musik eine heile Naturwelt nachzeichnen. Oder etwa nicht?
„The Messenger“ eröffnet mit weichen Gitarren, ein Riff ist es nun nicht gerade, Hall, ein Solo schon am Anfang. Sogleich folgt ein Chor der Marke QUEEN trifft BLIND GUARDIAN, die Vocals nasal, schief, nicht gerade sicher, schippern tapfer durch den Bombastsong, der einen Refrain enthält, der sich von der Strophenphase nicht sonderlich unterscheidet. Vielleicht war auch die Strophe vorher der Refrain und der Chorus ist eigentlich die Strophe? Egal, weiter. „The Messenger“ wird inbrünstig intoniert, was das äußerst dünn geratene Stimmchen hergibt. Hm. „Tempest Calling“ macht zunächst auf Speed, der Refrain in seiner hellen Opulenz erinnert an good old TRIUMPH aus KANADA und DOMINES Landsleute von RHAPSODY. „The Lady Of Shalott“ will sicher eine Art Prog sein, Frauenstimmen, MARILLION, Musical, Marktplatz… Nun, Prog meint hier Klavier, ganz klar. Von PORCUPINE TREE, ANATHEMA, TOOL oder ISIS darf in diesem Zusammenhang nicht gedacht und erst recht nicht geredet werden. Klavier trifft langen Song trifft pathosgeschwängerten Gesang, so in etwa. QUEEN wird gern zitiert, das Musicalflair will partout nicht weichen, dazu endloses MAIDEN-Gedudel. Hier ist einfach immer die gleiche Sontagsstimmung zuhause, das Leben nett, die Sonne scheint, rothaarige Frauen in weißen Gewändern, es wird jubiliert, was das Zeug hält. Die euphorisch-fröhliche Kampfesstimmung, die Freund und Feind mitreißen kann, von ENSIFERUM in höchster Vollendung zelebriert, hier ist sie nie vorbeigekommen in diesem Tal der sonnendurchfluteten Gesundheit, des Glücks, der Gastfreundschaft.
So geht das weiter, in ununterscheidbarer Weise, weshalb auch auf die weitere Besprechung der Songs getrost verzichtet werden kann. Stets wird man geblendet, nicht vom Gold, oh nein. Glasscherben sind es oder Spiegel, die hier den Blick auf mangelndes songschreiberisches Können, die limitierten technischen Fertigkeiten und die Hairspray-Produktion verwehren. Denn, einmal vom Bombast entkleidet, bleibt nicht viel übrig, da der barocke Firlefanz ja genau dazu da ist, uns glauben zu machen, hier gäbe es Schätze zu entdecken, wo in Wahrheit keine sind. Im Grunde ist das schnell (und keinewegs besonders virtuos) gespielter Schlager, DOMINE stehen nämlich EROS RAMAZOTTI näher als FATES WARNING oder CRIMSON GLORY. Experimente gibts keine, nur endlos lange Songs, die selbst Power Metal-geübten Hörern einige Geduld, bisweilen auch Wutausbrüche, abverlangen. Alles ist belanglos, wie bei ULI JON ROTH oder den SCORPIONS auf anderer Ebene vorgeführt. Und kann deshalb immer gleich klingen. Und daran halten sich DOMINE, denn in der Tat gibt es nur graduelle Unterschiede in dem Bombastgeplänkel. Die IRON MAIDEN-Licks und URIAH HEEP-Zitate in „On The Wings Of The Firebird“ sind noch das beste an der Scheibe. Das ist aber nicht gerade viel, wenn man sieht, wie oft diese Bands bereits kopiert worden sind, und das weitaus besser.
Das kultige von STORMWARRIOR fehlt ihnen, das nostalgische von WOLF, das kompositorische Können von NEVERMORE oder KAMELOT und die Konzentration auf den Song, das eigentliche Gerüst, wie es z.B. bei ICED EARTH (früher) und bei INTENSE (heute) bisweilen der Fall ist. Ein Klavier macht noch keinen Sommer. Endlos in gleicher Tonlage wiederholte BLND GUARDIAN-Refrains auch nicht, da rettet die häufige Verwendung des Wortes „Hellrider“ nichts. Und die SCORPIONS sind wahrlich keine guten Vorbilder, falls sie es denn je gewesen sein sollten. Der helle Gesang ist zudem nicht gerade sehr facettenreich. Hin- und wider gibts schon mal eine nette Melodie, zugegeben, Groove oder Auf-den Punkt-Komponiertes jedoch niemals. Wem aber RHAPSODY, TAROT, MEAT LOAF, neuere NIGHTWISH, DARK MOOR oder trve deutsche Metalbarden gefallen, der wird wohl auch DOMINE gern hören. Da gibts doch noch welche, oder?
3 Punkte? Da brauch man ja nicht mal auf den Namen des Redakteurs zu schauen, um zu wissen, wer diesen Quatsch verzapft hat.
Stendahl = Spacko³
"Tempest Calling" einer der besten Power Metal Songs die ich je gehört habe und das sind verdammt viele.
Stendahl ist nichts anderes als ein Wichtigtuer, der so versucht Aufmerksamkeit zu erregen 🙂