Review von Alexander Santel
(DOLCH) – wie URFAUST nur mit weiblichen Vocals?
Also, ich hab schon viele komische Intros hinter mir, aber das setzt echt nochmal ganz eigene Akzente: Die „Opening Speech“, gefolgt vom eigentlichen „Intro mit Pauken und Trompeten“, mutet schon leicht skurril an, vor allem, weil man damit fast ein Drittel an Songs auf der Liste hinter sich hat. Das Ganze geht dann in den ersten richtigen Song „The River“ über, wieder – wie von (DOLCH) gewohnt – sehr ambient-mäßig gehalten. Die Gitarren sind fast nur noch als Hintergrundrauschen zu vernehmen, zwischendrin gibt es immer mal wieder ruhigere Parts zur Auflockerung. Das klingt dann – nicht gänzlich unerwartet – mit Streichern und Flussgeplätscher aus. „Siren“ ist ähnlich strukturiert, entfaltet aber nicht ganz denselben Sog. Ein Kommentator attestierte (DOLCH) mal, essenziell URFAUST mit weiblichen Vocals zu sein. Das ist gar nicht so weit entfernt von der Wahrheit, allerdings erreichen (DOLCH) auch mit „III: Songs Of Happiness, Words Of Praise“ noch nicht die Klasse und meditative Wirkung der Niederländer. „Hydroxytryptamin Baby I“ kommt ähnlich lo-fi und benebelt wie ein Drogentrip daher, an das eher aktivitätsfördernde Hormon dachte ich dabei weniger. „Track Six“ ist eine Überleitung, eine Reverse-Aufnahme (es lohnt sich eigentlich nicht, das Rätsel zu lösen).
Alles andere als „Happy Songs“
Mit dem letzten Track „100000 Days“ gibt es dann noch einmal ordentlich Backenfutter. 18 Minuten bietet der und bleibt anfangs ganz in (DOLCH)’s ureigenem Sound. Auch wenn der Rezensent es sich eigentlich verboten hatte: Es muss abermals eine Assoziation zu URFAUST, genauer deren „The River“ (hehe) hergestellt werden. Beide Stücke eint ein Eingang, der noch so etwas wie einen Song erkennen lässt, während der Großteil der restlichen Spielzeit nur ein Vocal-Sample respektive eine Noise-Collage ad infinitum (und nauseam) abspult. Für andere Leute mit größerem Hang zum Ambient beziehungsweise Noise mag es die längste Atmosphäre der Welt sein, in meinen Augen ist es künstliche Streckung der Spielzeit ohne richtigen Mehrwert … und schlicht und einfach langweilig. Im Vergleich mit dem älteren Material der zwei Demos, fehlt mir hier ein wenig die Abwechslung: Während man die Stücke damals noch irgendwie abgrenzen und Genrebezeichnungen („Maschine“, der Industrial-Song; „Das Auge“, der kleine Hit; „Hiob 1.1“ oder „Das Bahrelied“, die Ambient-Songs) geben konnte, ist „III: Songs Of Happiness… Words Of Praise“ eher ein durchgehender Strudel, ein Sog, der hin und wieder ärgerlicherweise von Sprachpassagen und Ähnlichem unterbrochen wird. Das schmälert das Hörvergnügen erheblich. Und auch die eigentlichen Soundcollagen sind weniger bildhaft als auf den Vorgängern. Ich hatte mich recht gefreut und wurde doch leider ziemlich enttäuscht.
„Im Vergleich mit dem älteren Material, besonders dem der zwei Demos, …“
Was gibt es denn noch außer den beiden Demos und jeweils einem Stück auf der Split mit King Dude und auf der limitierten Maxi „An Den Mond“?
Im übrigen läuft „III“ als MCD und nicht als komplettes Album. Dafür sind die 3 „echten“ Stücke dann doch recht stattlich.
Berechtigter Einwand in der ersten Anmerkung, wird korrigiert. Klar, es ist eine EP, also kann man es nicht in Albenmaßstab bewerten. Habe ich aber auch nicht. Es sind im Übrigen Arbeiten zu einer LP zu gange. Ich finde die Stücke auf III trotzdem schwächer als die der ersten zwei Demos… da gehen unsere Meinungen dann auseinander. Aber schön dass es Leute gibt, denen es im Gegensatz zu mir gefällt.
Ich wollte damit gar nicht deine Wertung kritisieren. Mir gefallen I und II auch besser.
Sollte halt nur nicht der Eindruck eines Albums entstehen.
Von dem erhoffe ich mir nämlich auch etwas mehr.
Ich persönlich sehe qualitativ keinen Unterschied zu sonst.
Für Leute mit ADHS natürlich nicht zu empfehlen, wie das bei echter Kunst so ist. Action Metal wird hier nicht geboten.