Code - Resplendent Grotesque

Review

Das Warten ist um.
Endlich. Es hat sich gelohnt.
Mehr als das. ‚Nuff said.

Ich gebe zu, dass ein Haiku vielleicht etwas kurz für ein Review ist – all diejenigen, die wie ich den Vorgänger „Nouveau Gloaming“ kennen und lieben, dürften jedoch jetzt Bescheid wissen. Alle anderen lesen bitte weiter und hören sich als Hausaufgabe zur nächsten Stunde das CODE-Debut an.

Als genanntes Album im Jahr 2005 das Licht der Welt erblickte, hatte kaum jemand mit der darauf zu findenden musikalischen und emotionalen Klasse gerechnet. Auch wenn CODE sich damals selbst im „Niemandsland des Black Metal“ verorteten, richteten offenherzige Genre-Anhänger nach und nach ihre Augen auf diese „neue Dämmerung“, die dieser schon häufiger totgesagten Kunstform Black Metal überraschend frische Impulse verlieh.

Jetzt, fast genau vier Jahre später, sind CODE zurück – und sie sind gewachsen. Man kann, wenn man strikt musikalisch urteilt, die Stilbezeichnung „Black Metal“ nicht mehr reinen Gewissens vergeben, denn zu kreativ, zu bahnbrechend sind die acht Songs auf „Resplendent Grotesque“ und die vier Künstler dahinter. Ohne geringstes Zögern bezeichne ich dieses Album aber als Black Metal, wenn es um atmosphärische Belange, um die vermittelten Emotionen geht: Aus dieser Sicht ist „Resplendent Grotesque“ derart schwarz(metallisch), dass der allergrößte Teil der Veröffentlichungen dieses Genres im Jahr 2009 verdammt blass aussieht.

Aber richten wir unseren Blick etwas genauer auf die gebotene Kunst: Fundament in CODEs Musik stellt nach wie vor die ungewöhnliche, wenn nicht gar einzigartige Gitarrenarbeit Aorts dar, die mich in ihrer verqueren, wunderbar disharmonischen Art jedes Mal aufs Neue beeindruckt. „Fundament“ heißt hier nicht, dass kein Platz für anderes wäre: Stärker als noch auf „Nouveau Gloaming“ treten die Basslinien Vicotniks (DHG) hervor, der ein unglaubliches Gespür für Vorhalte und allerlei jazzige Einschübe beweist. Adrian Erlandsson (ex-AT THE GATES) tut am Schlagzeug sein Übriges, um die instrumentale Grundlage CODEs zu einem fordernden Monstrum zu formen.

Darüber erklingt Kvohst (ex-VOID, DHG), der sich wie auf dem Vorgänger – bei allem Respekt vor Simen „ICS Vortex“ Hestnæs‘ (der zeitweilig als Sänger angekündigt war) Fähigkeiten – als idealer Vokalist entpuppt. Sein klarer Gesang klingt (im positiven Sinn) erschreckend direkt und unmittelbar, was sowohl an seinem sehr natürlichen Klang als auch an der glasklaren Produktion (Fredman Studios) liegt. Seine stimmlichen Leistungen transportieren dabei so unglaublich viel Emotion, dass mir der Genuss von „Resplendent Grotesque“ reihenweise Schauer über den Rücken jagt.

CODE haben mit „Resplendent Grotesque“ ohne Zweifel ein weiteres Meisterwerk abgeliefert, das allein für die Songs „Jesus Fever“, „I Hold Your Light“ und „A Sutra Of Wounds“ (meines Erachtens der beste Black Metal-Song des Jahres!) die Höchstnote verdient hätte. Dass ich sie trotzdem nicht zücke, hat im Wesentlichen den Grund, dass ich CODE einfach NOCH mehr zutraue. Ich hoffe, ich muss nicht wieder vier Jahre darauf warten – aber dann schreibe ich auch ein Sonett. Bestimmt.

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26.06.2009

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2 Kommentare zu Code - Resplendent Grotesque

  1. brazzo sagt:

    ein wahnsinns ding. läßt sich nicht in worte fassen. ein meilenstein. egal ob man es black metal nennt oder nicht. ich nenn es nur hervorragende musik.

    10/10
  2. Anonymous sagt:

    Ich stehe dazu, von dieser "Kunst" bestimmt keine Ahnung zu haben. Aber gerade "Jesus Fever" ist mit diesen ätzend schiefen Clean Vocals eine Tortur. Musikalisch würde es gehen, stimmlich eine Zumutung (auch wenn es charakteristisch für <code> ist), aber auch rein instrumental gesehen haut es mich mit dem ersten Hördurchgang alles andere als um. "Meisterwerk"? Für mich nicht, aber ist ja alles Geschmackssache – VED BUENS ENDE als Vergleich ist/war eh eine Klasse für sich. Nur erstaunlich, wie sehr die Meinungen auseinander gehen können.

    5/10