Black Sabbath - Born Again

Review

Es gibt mit Sicherheit einfachere Entscheidungen im Leben als jene, vor der die Herren Tony Iommi und Geezer Butler gegen Ende des Jahres 1982 gestanden sind. Schließlich waren sie eben mit der Tatsache konfrontiert worden, dass BLACK SABBATH nur noch aus zwei Mitgliedern bestanden. Der etatmäßige Drummer Vinny Appice machte sich nämlich vom Acker, um der frisch formierten Band des kurz zuvor ebenso abgewanderten Sängers Ronnie James DIO beizutreten.
Nachdem einige Kandidaten für den Posten als Sänger getestet wurden (unter anderem war angeblich sogar David Coverdale im Gespräch), entschied man, sich mit dem ehemaligen DEEP-PURPLE-Vokalisten Ian Gillan zusammenzutun. Nach kurzer Bedenkzeit hinsichtlich der Namenswahl wurde die Formation seitens der Plattenfirma mehr oder weniger dazu gedrängt, den Namen BLACK SABBATH beizubehalten und außerdem ein klein wenig Gas zu geben, um ehestmöglich mit einem Album durchstarten zu können.

Mit dem (zumindest kurzzeitig) „ausgenüchterten“ Bill Ward (der nach den Aufnahmen offenbar schon wieder nicht mehr ganz so frisch und auch nicht tourneefähig war) im Schlepptau ging es in die „The Manor Studios“ in Oxfordshire, um mit den Arbeiten an einem Album zu beginnen, das bis heute zu den sträflich unterschätzen Werken der Band zu zählen ist.
„Born Again“, so der programmatische Titel dieses Werkes, wurde von den Kritikern zunächst regelrecht zerfetzt, schließlich war es für die Schreiberlinge auch nicht einfach, sich an die neue Konstellation bei BLACK SABBATH zu gewöhnen. Nicht gerade förderlich war auch der eher demomäßige, dumpfe Sound des Albums, der allerdings durchaus zum nicht gerade „fröhlichen“ Gesamterscheinungsbild passte, allerdings erhielt die Düsternis dadurch sogar noch mehr an Tiefe. Auch das Artwork trug sein Scherflein zu diesem Gesamteindruck bei und hat das Album zumindest optisch in Richtung Doom tendieren lassen. Die Musik selbst ging jedoch weniger in diese Richtung, durch das Zutun des (selbstredend schon damals nur im Hintergrund agierenden) Keyboarders Geoff Nicholls drängte sich wohl auch beim Zuhörer die von der Presse aufgeworfene Frage „Is Sabbath Turning Purple?“ fast schon auf, zumal das Organ von Gillan und Keyboard-Klänge in trauter Eintracht schon Jahre zuvor für Furore sorgten.
Doch der gute Mann am Mikro schien sich der generellen Marschrichtung perfekt anpassen zu können, denn dermaßen dunkel klang das Timbre von Ian Gillan nie zuvor (und auch danach nie wieder). Die Mischung war aber dennoch eine ausgewogene, mit der die sich das Quartett jede Menge an Fans erspielen konnten, und das in beiden „Lagern“ der Rockmusik-Großmächte DEEP PURPLE und BLACK SABBATH.

An weltbekannten Evergreens ist dieses Werk zwar ärmer als die zehn Studioscheiben zuvor, doch auch das ist wohl eher auf mangelnde Akzeptanz seitens des Business zurückzuführen als auf die Qualität der Songs selbst. Granaten wie „Zero The Hero“ (an dem sich später unter anderem CANNIBAL CORPSE vergriffen) oder „Disturbing The Priest“ (PSYCHOTIC WALTZ, anyone?) müssten an sich nämlich ebenso als Klassiker der Band gehandelt werden wie unzählige Exponate der OZZY-Ära. Aber auch der fette Opener „Trashed“ (das später sogar von Ian GILLAN für seine Retrospektive „Gillan’s Inn“ Verwendung fand), der schleppende Titelsong, oder auch „Digital Bitch“ (zu dem angeblich die heutige Frau Sharon O. die Inspiration lieferte) haben im Laufe der Jahre nichts von ihrer Klasse, und schon gar nichts von ihrem rauen Flair eingebüßt.
Zugegeben, „Hot In Line“ und „Keep It Warm“, die das Album beenden, klingen im direkten Vergleich eher mau, wie auch die beiden Instrumentals „Stonehenge“ und „The Dark“ nicht unbedingt zu zwanghaften Verneigungen beim Zuhörer führen, doch in Summe muss man fraglos von einem verdammt gelungenen Album sprechen, zumal die erwähnten Highlights auch knapp 27 Jahre nach ihrer Veröffentlichung zu beeindrucken wissen.
Die Konstellation Gillan / SABBATH war allerdings nicht von langer Dauer und sollte nach den anschließenden Gastspielreisen (im Rahmen derer unter anderem ein Gig in Stonehenge absolviert wurde) leider wieder aufgelöst werden. Nicht ganz so schlimm für den Barden, da sich DEEP PURPLE just in jenen Tagen erneut in der legendären „Mark II“-Besetzung zusammentaten, sehr wohl aber für BLACK SABBATH, die sich abermals kurz vor dem vollständigen Zerbröckeln befanden.

Zwar war der Begriff „Supergroup“ zu jenem Zeitpunkt noch nicht in Verwendung, weshalb man nur mutmaßen kann, wie die Geschichte unter einem anderen Bandnamen weitergegangen wäre, für meine Begriffe ist jedoch davon auszugehen, dass „Born Again“ einen wesentlich gewichtigeren Status in der Rockmusik-Historie einnehmen würde, da sich das Album unter einem anderen Banner mit Sicherheit besser hätte vermarkten lassen…

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31.01.2011

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1 Kommentar zu Black Sabbath - Born Again

  1. MetalGerhardt sagt:

    Die Freude über Dio währte nur kurz und die 80er waren dann wirklich sehr unkonstant bei Black Sabbath. Für ein Album durfte Ian Gillan ans Mikro und der Unterschied zu den vorherigen beiden Sängern ist schon enorm. Ich würde aber behaupten, dass von der Technik her Gillan sogar der beste Sänger von allen dreien ist.
    Obwohl Gillan ja aus dem Hardrock kommt, ist die Scheibe überraschend wenig melodisch. „Digital Bitch“ ist heavier, als alle Songs, die mit Dio entstanden sind. Teilweise muss man sich an den Sound gewöhnen, aber wenn man ein hartes Rockalbum hören will, welches technisch einwandfrei ist, wird man mit „Born Again“ schon solide bedient. Nur darf man halt nicht den typischen Sabbath-Sound erwarten!

    7/10