Und dann waren da noch AUÐN: Vor kurzem verkündete Kollege Colin Büttner für das neue RAM-Album die „Heavy-Metal-Album des Jahres“-Ehrung, Chefchen Jan Witchcoughsky griff in seiner Review zur neuen BLAZE OF PERDITION-Platte zumindest zur potenziellen Krönung. Klare Sache: Das Jahr 2017 neigt sich dem Ende entgegen, und die metal.de-Redakteure, mich inklusive, machen sich gezwungenermaßen langsam Gedanken über die Top- und Flop-Listen des Jahres. Zumindest im Fall Wischkowski gilt es jedoch einzuwenden: Hoppla, nicht so schnell, Herr Kollege! Das Black-Metal-Genre hat mit den neuen Platten von AOSOTH und AUÐN noch zwei potenzielle Jahreshighlights im Ärmel!
„Farvegir Fyrndar“ stürmt auf den 2017er-Thron
Und tatsächlich: Das neue, zweite AUÐN-Album „Farvegir Fyrndar“ erklimmt geschmeidig den 2017er-Thron des melodischen Black-Metal-Bereichs. Der Nachfolger zum s/t-Album von 2014 darf sich als lockere Backpfeife für jene anderen Bands verstehen, die „Melodic“ mit „weinerlich“ verwechseln und glauben, „Atmospheric“ habe mit langatmigen, sich ewig wiederholenden Akustikparts zu tun. Stattdessen breiten AUÐN nämlich ihren atmosphärischen Teppich ganz nebenbei aus, während sie ein eingängiges Riff nach dem anderen, eine Highlight-Melodie zum Niederknien nach der anderen bringen. Nein, die Isländer verstehen sich nicht nur darauf, atmosphärisch zu musizieren, sie durchdringen ihre Hörer mit Gänsehautmomenten en masse, ritzen ihr Bandlogo mit sowohl oberflächlichen als auch hintergründigen Ideen unter die Haut – und weben eben ganz nebenbei besagten Atmosphäre-Teppich, den sie ausbreiten, während man sich noch über diese wunderbare Melodie oder diese eindringliche Gesangslinie wundert.
AUÐN: Emotional, eindringlich, atmosphärisch
Ihre besondere Stärke zeigen AUÐN vor allem in den Momenten, in denen sie mit der Dynamik ihrer Kompositionen spielen: Immer wieder nehmen sie das Tempo ein Stückchen zurück, um einer Melodie oder einem Riff Platz einzuräumen, geben dann wieder Gas, zitieren munter die Geschichte des (vornehmlich härteren) Metals – hier ein bisschen WINTERFYLLETH, dort ein bisschen AMON AMARTH („Haldreipi Hugans“, wer’s nicht glaubt), dann wieder ein bisschen klassischer Norweger-BM – und lassen dann wieder ihren eigenen Stil sprechen. Oder den Gesang aus der Kehle Hjalti Sveinssons übrigens, der zwar nicht sonderlich innovativ noch allzu abwechslungsreich klingt, dafür aber ultra eindringlich und emotional.
Das gilt im Übrigen generell für „Farvegir Fyrndar“: Dieses Album erfindet das Rad nicht neu und es stellt auch keinen experimentellen Avantgarde-Shice dar. Es ist ein Melodic-/Atmo-Black-Metal-Album, ohne dabei stilistisch großartige Sprünge zu machen … aber verdammt nochmal, mehr als ein richtig gutes Album will es auch nicht sein. Und das, was sie mit diesem Album machen und ausdrücken wollen, das machen AUÐN richtig gut, das drücken sie hervorragend aus – emotional ohne Ende, eindringlich wie eine Nadelspitze und atmosphärisch wie es nur wenige „Atmospheric“-Black-Metal-Bands hinbekommen. Klare Sache also: In diesem Bereich des Black-Metal-Genres sind AUÐN mit „Farvegir Fyrndar“ auf klarem Kurs in die Top-Listen.
Die Songs die ich bis jetzt gehört habe, klingen schon sehr vielversprechend, bin gespannt auf mehr. Zu den einleitenden Worten möchte ich zumindest für mich sagen, steht Nightbringer’s Terra Damnata weit oben in den Black Metal Jahres Charts 😉
nach dem Review war ich sehr gespannt…das Album hat sich dann leider als eine schon vielfach gehörte Durchschnittskost ohne eigene Identität und zündende Ideen rausgestellt. zwar auf durchweg gutem Niveau eingespielt aber mehr auch nicht
Irgendwie will das Ding bei mir auch nicht richtig zünden. Ein ganz okayes melodisches Black-Metal-Album, mehr nicht.
Behaupte mal, dass man dieses Album schwierig richtig (im Sinne von einigermaßen objektiv) reviewen kann. Auf „gutes, vllt leicht überdurchschnittliches, atmosphärisches BM Album“ kann man sich sicher einigen. Mich spricht es aber darüber hinaus irgendwie an! Warum? Kann ich nicht sagen? Wer etwas für skandinavischen BM übrig hat, sollte es einfach mal antesten…
für mich ein highlight des jahres! unglaublich intensiv, wie ich finde und zwar von anfang bis ende. kein allzugrosser schnickschnack,aber eben extrem intensiv der sound…auch live sind die jungs ne wucht…
„Farvegir Fyrndar“ zeigt eine Steigerung gegenüber „Auðn“, die Kompositionen sind aufwändiger und ausgefeilter, kaum ein Riff wird in derselben Form zwei mal verwurstet. Die Isländer bauen eine tolle Atmosphäre auf, die auch live funktioniert. Mir persönlich springt aber einfach nicht der letzte Funken Begeisterung über, was wohl einfach eine Frage des Geschmacks ist.