Altarage - Endinghent

Review

Da hat jemand aber einen Sprung hingelegt: Brachten die spanischen Blackened Death Metaller ALTARAGE ihr 2016er-Debüt „NIHL“ noch auf dem kultigen, aber kleinen deutschen Label Iron Bonehead Productions heraus, erscheint ihr zweites Album „Endinghent“ bei den französischen Metal-Extremisten Season Of Mist. Und während „NIHL“ noch ein wenig an fehlender qualitativer Konsistenz krankte und auf der B-Seite etwas schwächer wurde, als auf der starken A-Seite der Platte, haben ALTARAGE auch an diesem Stellschräubchen gedreht: „Endinghent“ mag immer noch kein Überalbum sein, aber Verbesserungen sind durchaus hörbar.

„Endinghent“: Von Lava-Doom zu Höchstgeschwindigkeits-Geblaste

So beginnt „Endinghent“ mit dem passend betitelten „Incessant Magma“: Tonnenschwer wie die titelgebende Magma rollen die gewollt windschiefen, dissonanten Death-Doom-Riffs über den Hörer hinweg. Chancen, der Katastrophe zu entfliehen, gibt es keine. Bitte legen Sie sich einfach hin und lassen Sie sich von ALTARAGE überrollen. Erst recht, wenn es anschließend in „Spearheaderon“ geht, welches dem Lava-Doom-Einstieg mit Blasts und Höchstgeschwindigkeit begegnet. Atonale Riffs in bester isländischer Manier paaren sich mit schnellem Death Metal und technischer Finesse, ohne jedoch die Frickeleien zu sehr in den Vordergrund zu stellen.

ALTARAGE schreiben Atmosphäre groß

Nein, stattdessen schreiben ALTARAGE Atmosphäre groß, „Endinghent“ ist von Anfang bis Ende darauf ausgelegt, den Hörer bei den Hörnern zu packen, sich festzuklammern und erst am Ende der 36-minütigen Wahnsinnsfahrt wieder loszulassen. Ein Brocken schwärzester Atmosphäre, den man heute nicht mehr so oft findet – schließlich ist es in den letzten Jahren im angeschwärzten Teil der Death-Metal-Szene durchaus gang und gäbe geworden, aus reinem Selbstzweck und ohne Sinn und Verstand auf Disharmonien zu setzen. ALTARAGE umschiffen diese Tatsache, indem sie ihre brutalen, die Hörgewohnheiten verachtenden Riffs stets song- und stimmungsdienlich einsetzen. Gefühl für Songwriting ist eben auch in jenem Teil der Metalszene von Nöten, in der es um bewusstes Ignorieren von üblichen Schemata geht. Die Spanier zeigen, warum das so ist.

Kein Überalbum – aber besser als viele der heute angesagten, ähnlich klingenden Bands

Denn obwohl auch 2017 nicht jedes ALTARAGE-Riff, nicht jeder Part ein Volltreffer ist, setzt sich das baskische Quartett doch deutlich vom Gros ähnlich klingender Bands ab. „Endinghent“ spielt klug mit Tempovariationen, ergänzt den Blackened Death Metal mit Einflüssen von Doom bis Thrash, weiß um seine australischen (PORTAL, GRAVE UPHEAVAL, AETHYRVOROUS) und isländischen (SVARTIDAUÐI, SINMARA, MANNVEIRA) Vorbilder und verneigt sich vor diesen, ohne sie bloß zu kopieren. Darüber hinaus gelingt es ALTARAGE mit ihrem zweiten Album spielend, ihre Hörer gefangen zu nehmen. Das ist mehr, als viele der heute so angesagten „Schau mal, wie schön schief wir klingen können“-Kapellen von sich behaupten können.

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06.10.2017

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