Wardruna
Autumn Tour 2017 in Berlin
Konzertbericht
Fotos von Andrea Friedrich
Ausverkauft! Das traf nicht nur auf das Berliner Konzert dieser WARDRUNA-Tour zu. Im Facebook-Event häuften sich dann naturgemäß auch die teilweise fast verzweifelten Gesuche nach noch abzugebenden Tickets. Die, die früh genug dran waren oder es irgendwie noch geschafft haben, versammeln sich zeitig, sodass das rund 1600 Besucher fassende Huxleys schon zu Beginn proppenvoll ist. Also die besten Voraussetzungen für einen wirklich gepflegten Konzertabend.
KAUNAN
Galerie mit 16 Bildern: Kaunan - Wardruna Autumn Tour 2017
Mit der Vorband KAUNAN hatte sich aus unserer Gruppe ehrlichgesagt keiner vorher befasst. Das zeigt sich vor allem daran, dass erstmal ausnahmslos alle total überrascht sind, als die Band auf die Bühne kommt und der Frontmann einfach mal Oliver „SaTyr“ von FAUN ist. Dabei haben wir doch gerade erst über das erst vor Kurzem erschienene Debütalbum „Forn“ berichtet. Ups… Darauf ist übrigens WARDRUNA-Chef Einar Selvik himself als Gastmusiker vertreten.
Erwartungsgemäß passt die Musik, die KAUNAN bieten, dann eben auch sehr gut ins Vorprogramm von WARDRUNA. Man fühlt sich doch schon sehr an die FAUN von früher erinnert, wo vor einem minimalistisch gehaltenen, elektronischen (Drum-) Hintergrund allerlei Folk-Instrumente glänzen. In diesem Fall allesamt Saiteninstrumente, nämlich Bouzouki, Drehleier und Kontrabasharpa (eine Art Nyckelharpa). Eine Kombination, die gefällt.
Nach einem 30-Minuten-Set verabschieden sich KAUNAN dann von der Bühne, allerdings nicht, ohne noch einen Song einem Sebastian zu widmen, der an diesen Abend wohl Geburtstag hat und sich möglicherweise – da ist sich die Band selbst nicht so ganz sicher – im Publikum befindet. Auch reichlich Werbung für die erschienene CD wird gemacht. Der darauffolgende Zustrom am Merch lässt vermuten, dass diese auch gezogen hat. Also ein voller Erfolg.
WARDRUNA
Galerie mit 20 Bildern: Wardruna - Autumn Tour 2017
Die Hauptakteure des Abends eröffnen ihr Set mit einem gänsehauterregenden Auftakt. Pauken und Kriegstrompeten (Luren) gehen durch Mark und Bein, während die Schatten ebenjener Trompeten vom harschen Licht eines einzigen frontalen, weißen Spots auf den an Laub erinnernden Hintergrund geworfen werden. Glücklicherweise verschlägt das allen im Saal augenblicklich die Sprache, denn nervendes Hintergrundgelaber wäre in diesem Moment unpassender denn je.
WARDRUNA mäandern die ersten zwei Drittel ihres Sets zwischen dem dritten und ersten Teil ihrer Runaljod-Trilogie hin und her. Zuerst jeweils zwei, anschließend jeweils drei Stücke von „Runaljod – Ragnarok“ (Teil 3) und „Runaljod – Gap Var Ginnunga“ (Teil 1) werden zum Besten gegeben. Erst Song Nummer elf, „Rotlaust Tre Fell“, ist vom zweiten Teil „Runaljod – Yggdrasil“. Dafür werden dann die ersten drei Tracks des Albums am Stück gespielt, was den Wiedererkennungswert für alle Freunde der Platte natürlich noch verstärkt.
Wie sich alle WARDRUNA-Kenner unschwer vorstellen können, kommt es im Laufe des Konzerts zu schier tranceartigen Zuständen. Der wirklich gute Sound an diesem Abend bringt die vielschichtige Musik der Band glücklicherweise hervorragend zur Geltung. Auch das Lichtkonzept, das zum Großteil auf starke Kontraste aus Licht und Schatten sowie auf intensive Farben setzt, unterstreicht die Klänge von WARDRUNA auf überaus passende Weise. Die größte Bedeutung ist aber natürlich den herausragenden Musikern der Band – allen voran Mastermind Einar Selvik – zuzuweisen.
Eine fast unendlich erscheinende Anzahl von Instrumenten wird aufgefahren, deren Detailreichtum durch den Einsatz einiger Samples – vor allem den sich auf den Platten befindenden Naturgeräuschen – noch ergänzt wird. Die Stimmen von Einar Selvik und Sängerin Lindy Fay Hella thronen dabei dann noch ätherisch über der Klangwand, die sich monumental vor einem aufbaut. Das alles kulminiert im letzten Song „Helvegen“, der im Set nicht besser hätte positioniert sein können. Eine Zugabe gibt es aber auch noch. Hier präsentiert Einar Selvik im Alleingang „Snake Pit Poetry“, das gerade auf einer gleichnamigen EP als Soloprojekt veröffentlicht wurde.
Unter phrenetischem Applaus geht so ein tief beeindruckender Konzertabend mit WARDUNA zu Ende. Ein Abend, der perfekt hätte sein können, hätten sich im Publikum nicht auch Leute eingefunden, die wohl zur rechten Anhängerschaft des Neofolk gehören. Etwas, wogegen sich WARDRUNA schon oft klar positioniert haben. Glücklicherweise haben es diese Individuen allerdings nicht geschafft, die Stimmung in irgendeiner Form zu stören und wurden außerdem gleich von anderen Besuchern zurechtgewiesen. Daumen hoch also nicht nur für die Musik.
Setlist (von setlist.fm)
1. Tyr
2. Wunjo
3. Bjarkan
4. Heimta Thurs
5. Runaljod
6. Raido
7. Isa
8. Jara
9. Algir – Stien Klarnar
10. Dagr
11. Rotlaust Tre Fell
12. Fehu
13. NaudiR
14. Odal
15. Helvegen
16. Snake Pit Poetry (Zugabe)
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