Under The Black Sun 2017
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: The Ruins Of Beverast, In The Woods..., Hetroertzen, Darkened Nocturn Slaughtercult, Nocturnal Depression, Cryfemal, Angantyr, Make A Change... Kill Yourself, Corpus Christii, Infinity, Monarque, Crimson Moon, Kult, Besatt, Darkmoon Warrior, Inferno, Arkona (PL), Balmog, Streams Of Blood, Chotzä, Evil Spirit, Panychida, Satan Worship und Engulfed
Konzert vom 29.06.2017 | Freilichtbühne, Friesack

Under The Black Sun 2017 – Freitag, 30.06.2017

Satan Worship

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Es ist trocken … noch. Aber zumindest SATAN WORSHIP und Publikum können sich daran erfreuen, dass das Wetter mitspielt. Das Nebenprojekt von SODOMIZER setzt auf ähnliche Akzente. Wüster Black Metal mit Thrash-Einflüssen, der eigentlich gutes Training für die Nackenmuskulatur ist. Ob es am Kater oder der Müdigkeit liegt, es wird nur vereinzelt gebangt. Dabei ist das Material der Brasilianer wie zum Beispiel „The Girls Of Mansons“ knackig und temporeich. Aber es ist ja auch noch früh …

(Jan Wischkowski)

CHOTZÄ

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Bei CHOTZÄ müsste es eigentlich so richtig dreckig und primitiv werden, roh, unverfälscht, ein wenig over the top. Aber da die Bühnendame, die sonst im Evakostüm umhertänzelt und sich gern mal gespielt von Klampfen penetrieren lässt, ihren Zug verpasst hat, bietet der Gig in Sachen Show auch nicht mehr als andere. Dafür nett hingerotzten und mit Punk-Attitüde versehenen Black ’n‘ Roll, wie Fronter Szivilizs die Mucke selbst bezeichnet … neben Auswürfen der Sorte „Fuck Jesus Christ“. Die Schweizer haben jedenfalls Bock, das spürt und sieht man: Szivilizs ist überaus agil, würgt und röchelt herzergreifend ins Mikro und zeigt auch gern mal etwas Bauch, während der Gitarrist und der Bassist nebeneinander posen und die Klampfen in simultanen Bewegungen erigieren. Einfach schön. Wem da nicht das Frühstück liebreizend die Speiseröhre emporsteigt, hat wirklich keinen Geschmack. Außerdem nieselt es nur. Was will man mehr? Gut, holen wir mal den Ernst dazu: Der Auftritt macht in der Summe Spaß (im Song „Jesus Vo Na(rsch)zareth“ wird sogar gelacht), ist aber weder besonders spannend noch erinnerungswürdig. Wobei, ich erinnere mich gerade an einen kurzen Leadgitarre-Part, der im allgemein rumpeligen Sound aufgefallen ist. Immerhin.

(André Gabriel)

BALMOG

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Wenn man wahrgenommen werden möchte, dreht man sein Intro einfach auf „extrem laut“ – und die Menschen kommen angetorkelt. Der Black Metal von BALMOG tönt deutlich differenzierter und weitaus düsterer als bei ihren Bühnenvorgängern, wobei insbesondere die Vocal-Vielfalt von Balc „interessant“ ins Gehör sticht. Allein die dezente Helligkeit wirkt unpassend. Spaß beiseite, jeder auch nur angedeutete Sonnenstrahl würde inzwischen selbst vom engstirnigsten Schwarzwurzelgourmet verschlungen werden. Verschlungen wird auch der Song „Flesh Offering“ vom 2012er-Debüt „Testimony Of The Abominable“. Mitten im Publikum bangt eine junge Dame ganz für sich allein, andere prosten sich zu oder wohnen dem Gig wohlwollend nickend bei. Blut und Dunkelheit zum Trotz bedankt sich Balc nach den Songs höflich – das gefällt auch dem Wetter, das es den Spaniern mit sukzessive zunehmender Dunkelheit dankt … passt einfach besser.

(André Gabriel)

INFERNO

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Nach kurzem Soundcheck und Einsatz des Wasserschiebers auf der Bühne dürfen die Okkult-Black-Metaller von INFERNO ran. Die Tschechen haben unlängst ihren siebten Langspieler vorgelegt. Natürlich haben die Kuttenträger auch entsprechendes Material von „Gnosis Kardias“ mitgebracht. Umrahmt von Kerzenständern, die direkt aus der unheiligen Kapelle in San Francisco stammen könnten, feiern die fünf Herren eine Messe, die sich gewaschen hat. Hohepriester Andramelech raunt sich durch die getragenen Parts und garniert die Highspeed-Parts mit verzweifeltem Gekreische. Insbesondere Letzteres gibt es nicht zu knapp, wenn die Fraktion der saitenquälenden Maskenträger das Gaspedal ordentlich durchdrückt. Die tapferen Recken und Reckinnen vor der Bühne feiern die Tschechen dafür gebührend ab und schwingen die Haare mit maximalem Elan – soweit es die Regenschirme zulassen.

(Hannes Fuchs)

BESATT

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Gerade eben schmiegen sich im Festzelt-Pavillion noch alle eng aneinander, schon fangen die polnischen Black Thrasher BESATT an und sofort füllt es sich ganz gut vor der Bühne. Black Metal ist schließlich Krieg. Auffällig ist an BESATT vor allem der dominante Bass im Sound, was bei dieser Band genau richtig kommt, aber ebenso auffällig ist, dass Mr. Beldaroh heute schlecht bei Stimme ist. Gleich im Opener verkackt der gute Mann die Clean Vocals, und generell wirkt sein Gesang heute dünn. Das passt allerdings zu den Songs, die teilweise arg holprig arrangiert sind, aber BESATT sind ja nunmal auch auf Platte eher roh. Trotzdem ein etwas unspektakulärer und wenig perfekter Auftritt der Band – bezeichnend ist das Verhalten des Publikums, als es beim zweiten Song mit dem Regen weitergeht, der während des Soundchecks kurz mal aufgehört hatte: Schnell wieder in den Pavillion verpissen. Von dort aus hört man ja auch, was von der Bühne kommt.

(Stephan Möller)

CRIMSON MOON

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CRIMSON MOON sind nach langer Bühnenabstinenz seit ca. einem Jahr wieder aktiv und bestreiten beim diesjährigen UTBS ihren zweiten Auftritt auf europäischem Boden. Nach dem düsteren Intro „De Arcanum Opus Noctium“, das die Herren um Bassist und Sänger Scorpios Androctonus mit freundlicher Genehmigung des obskuren Projekts AKHKHARU verwenden, erwarten manche vielleicht einen ausgedehnten Trip durch das jüngste Machwerk „Oneironaut“. Doch CRIMSON MOON bieten stattdessen – abgesehen von den beiden Tracks „Urilian Worm“ und „Molding Of A Spell“ – einen pechschwarzen Ritt durch die gesamte Diskografie. Mit „Nocturnity“ aus frühen Demotagen, „Sender Of Nocturnal Visions“ und „Kingdom Of Shadows“ vom 1996er Klassiker „To Embrace The Vampyric Blood“ oder „Serpent Beneath The Skin“ von der gleichnamigen, 2007 erschienenen EP belegt das schwarzmetallische Quartett nachdrücklich, dass es heiß auf live ist. Auch der fortwährende Regen vermag dieses Feuer nicht zu löschen, das sich schnell auf die Fangemeinde überträgt, die beharrlich der Nässe trotzt.

(Endrew Stepan)

CORPUS CHRISTII

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Anwärter auf eine weitere Position auf dem Highlight-Treppchen des diesjährigen UTBS sind CORPUS CHRISTII – und die lassen sich nicht lumpen und hauen gleich als eröffnendes Doppelpack mal eben die beiden Überhits ihres 2015er-Albums „PaleMoon“ raus: „Far Beyond The Light“ und „Under Beastcraft“. Das mag ein bisschen früh wirken, aber die Portugiesen haben ihren Auftritt heute stramm durchstrukturiert: In der ersten Hälfte gibts Songs von „PaleMoon“, in der zweiten neues Zeug vom aktuellen Studiowerk „Delusion“. Und so reiht sich (neuerer) Hit an (neueren) Hit, es folgt „Night Of Flaming Hatred“, „The Curse Within Time“, „Become The Wolf“, „Chamber Soul“ und so weiter – fett. Findet auch das Publikum, denn als Mr. Nocturnus Horrendus zu „Hey hey“-Mitmachspielchen aufruft, lassen sich die Leute tatsächlich dazu auffordern. Respekt, auf einem Black-Metal-Festival schafft das nicht jede Band, ohne dass es peinlich wird.

Höhepunkt der Show: Für „I See, I Become“ kommt DARKMOON WARRIOR-Sänger Atom Krieg auf die Bühne, wird bejubelt und schmeißt erstmal seinen halbvollen Bierbecher ins Publikum. Höhö. Während des Songs bangen sich beide Sänger synchron den Kopf ab, was ein schöner Anblick ist – aber auch das Gesangsduett der beiden kann sich hören lassen. Schicke Sache, das! Zum Abschluss gibt es dann noch den einzigen älteren Song, „All Hail (Master Satan)“ vom 2005er-Werk „The Torment Continues“ – Fans der alten CORPUS CHRISTII-Tage könnten also enttäuscht werden. Das Publikum macht allerdings eher den Eindruck, als sei es mit der neueren, rockigeren und eingängigeren Ausrichtung der Band rundum zufrieden.

(Stephan Möller)

NOCTURNAL DEPRESSION

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Als NOCTURNAL DEPRESSION die Bühne entern, haben sich die Regenwolken soweit gelichtet, dass Schirme, Capes und Kapuzen endlich im Zelt verschwinden können. Mit dem brandneuen Song „Farewell Letter“ legen die Franzosen auch gleich mächtig los. Schleppend und gleichzeitig elegisch verzichtet der Song gänzlich auf Hochgeschwindigkeitselemente. Die gibt es dann mit „Acédie“ vom 2015er-Album „Spleen Black Metal“ nicht zu knapp. Leider lässt der Sound etwas zu wünschen übrig, so dass auch „Méditation Grisâtre“ kaum zu erkennen ist. Das Publikum stört es wenig. Endlich erlöst vom sintflutartigen Regen feiert es das Quartett aus Grenoble ordentlich ab. Spätestens als Frontmann Lord Lokhraed das Publikum mit einen schwer französisch akzentuiertem „Hallo Doitscheland … Wir sind NOCTURNAL DEPRESSION aus Froangreische“ begrüßt, frisst ihm selbiges aus der Hand. In der folgenden Dreiviertelstunde geht die Reise dann gleichsam durch die Bandhistorie und durch das letzte Album. Möglich macht es das 2017er „Deathcade“, auf dem ausgesuchte Perlen der Bandgeschichte neu aufgenommen wurden. Für insbesondere die ganz frühen Songs eine ungeheure soundtechnische Aufwertung. Und so folgen auf das 2006er „Spring“ die Stücke „Her Ghost Haunts These Walls“ von der „Reflections Of A Sad Soul“ und „They“ von der „The Cult Of Negation“. Schließlich folgt eingerahmt von den beiden Hmynen „L’Isolement“ und „Nostalgia“ abermals ein neuer Song. Mit „Dead Children“ beschließen NOCTURNAL DEPRESSION dann einen gelungenen Auftritt und verabschieden sich vom dankbaren Publikum.

(Hannes Fuchs)

IN THE WOODS…

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Mit „HEart Of The Ages“ lieferten IN THE WOODS… eines der einflussreichsten Alben der 90er Jahre ab. Leider konnten sie im Folgenden nie wieder ganz an dieses Niveau anknüpfen und lösten sich nach zwei mäßig erfolgreichen Alben folgerichtig mit der Jahrtausendwende auf. Etwas überraschend gab die Band dann vor drei Jahren bekannt, sich wieder zu reformieren. Seit 2016 entern die Botteri-Zwillinge wieder die Bühnen und mit „Pure“ folgte sogar ein weiteres Album. Allerdings wildern IN THE WOODS… schon lange nicht mehr in den heimischen schwarz-metallischen Wäldern. Und auch, wenn sich die Norweger heute Abend verstärkt ihren Wurzeln widmen und der progressive Rock/Metal neuerer Tage selten hervorblitzt, wirken sie wie ein Außenseiter. Das beginnt schon damit, dass Sänger Fogarty während des Soundchecks und auch während des Auftritts weiträumig auf dem Festivalgelände Weintrauben verteilt. Aber auch abgesehen vom Kulinarischen wirken die Avantgarde Metaller an diesem Abend wie eine angestaubte College-Rock-Band auf einem Gangsta-Rap-Konzert. Leider tut der Sound sein Übriges. Wie schon bei NOCTURNAL DEPRESSION sind die Songs kaum wieder zu erkennen. Fels in der Brandung ist hier Mr. Fog, der seit der Reunion die großen Schuhe des Jan Kenneth Transeth ausfüllt. Seinem Gesang allein ist es zu verdanken, dass die Wiederaufführung von „HEart Of The Ages“ an diesem Abend wenigstens etwas Wiedererkennungswert besitzt. Alles in allem bleiben enttäuschte Fans zurück und so ist auch kaum jemand böse, dass die Norweger ihre Spielzeit nach 70 Minuten vorzeitig beenden.

(Hannes Fuchs)

ANGANTYR

Galerie mit 8 Bildern: Angantyr - Under The Black Sun 2017

ANGANTYR sind live eine Bank! Damit kann der Bericht eigentlich bereits beendet werden. Aber ganz so leicht ist es natürlich nicht. Um die Dänen von Mastermind Ynleborgaz (u.a. MAKE A CHANGE… KILL YOURSELF) ist es in den letzten Jahren etwas still geworden, trotzdem wartet das Publikum gespannt auf den Auftritt. Und das völlig zu recht. Die Band ist bestens aufgelegt und prügelt direkt wüst drauf los. Die Songs funktionieren live einfach noch besser als auf der heimischen Anlage. Der wuchtige Sound unterstützt die im klassischen Black Metal verortete Prügel-Zeremonie. Als das Ende des heutigen, erneut regenverhangenen Tages eingeläutet wird, ist der Zwiespalt größer denn je: Klar lockt die Wärme des Betts, Schlafsacks oder Autos, aber ein bisschen mehr hätten ANGANTYR ruhig noch abliefern dürfen, denn hitzig war es allemal!

(Jan Wischkowski)

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25.07.2017

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06.12. - 07.12.24metal.de präsentiertDe Mortem Et Diabolum Vol. X - 2024 (Festival)Ancient, The Ruins Of Beverast, Schammasch, Desaster, Sulphur Aeon, Manbryne, Drowned, Worm, The Flight Of Sleipnir, Agrypnie, Ponte Del Diavolo, Naxen, Horns Of Domination, Praise The Plague und Three Eyes Of The Void

1 Kommentar zu Under The Black Sun 2017 - Der große Festivalbericht

  1. Schroeder sagt:

    Schicker Bericht und vor allem kommt der auch zeitnah daher 😉