The 69 Eyes & The Creepshow
Live in Berlin
Konzertbericht
Wenn die Temperaturen draußen an der 30°-Marke kratzen kann man davon ausgehen, dass es auch abends in der Halle heiß hergehen wird. Ohne zu viel verraten zu wollen, aber diese Erwartung wird sich an diesem Abend bewahrheiten. Das bezieht sich aber nicht allein auf die Temperatur. Denn obwohl sich das Astra Kulturhaus über kurz oder lang in eine Sauna verwandelt, heizen einem doch vor allem THE 69 EYES und ihre Begleitung THE CREEPSHOW musikalisch ordentlich ein.
Fotos von Andrea Friedrich
THE CREEPSHOW
Galerie mit 20 Bildern: The Creepshow - Support von The 69 Eyes in Berlin
Als die Lichter über einem noch etwas spärlich versammelten Publikum ausgehen ertönt zuerst mal eine Tonbandansage, die den Ausnahmezustand ausruft und erklärt, dass jetzt alles, inklusive Mord, erlaubt ist. Es folgt eine Alarmsirene, die dann auch die letzten noch im Biergarten verweilenden Konzertgäste in die Halle bestellt. Alsbald finden sich THE CREEPSHOW auf der Bühne ein und legen sofort mit „See You In Hell“ los. Sollten die am Vortag erst gelandeten Kanadier unter Jetlag leiden, so lassen sie es sich jedenfalls auf der Bühne nicht anmerken. Ihre Show ist energiegeladen wie immer, auch wenn sie anfangs mit nicht ganz unerheblichen Soundproblemen zu kämpfen haben. Diese werden zum Glück bald korrigiert, und das Astra beweist mal wieder, dass man hier in der Regel einen wirklich ordentlichen Sound vorgelegt bekommt (wenn auch nicht immer gleich zu Anfang).
Wild und schweißtreibend
Hält sich das Publikum zuerst noch etwas zurück, so kommt doch spätestens ab dem dritten Song „Run For Your Life“ Bewegung in die Menge. Gleich im Anschluss wird sogar der Pit zu „Keep Dreaming“ eröffnet. Sängerin Kenda Legaspi gesellt sich wie bei THE CREEPSHOW-Konzerten üblich dann auch bald selbst ins Publikum und verschwindet mit ihren geschätzten unter 1,60 m erstmal einen Song lang komplett. Es folgt der Mittelteil der Show, in dem sich songtechnisch leider etwas wenig Abwechslung findet. Zum letzten Drittel hin dreht die Band dann aber mit „Dusk ‘Til Dawn“ wieder auf. Zu „Born To Lose“ gibt es die übliche Anspielung auf Eishockey, dieses Mal mit einem kleinen Seitenhieb auf die Finnen als Gruß an die Gastgeber. Bevor sich THE CREEPSHOW dann verabschieden kündigen sie noch ihre Album-Releaseparty an, die am 02.08.2017 im Wild at Heart in Berlin stattfinden wird. Das klingt nach einer Einladung an alle, die Veranstaltung sollte also öffentlich sein.
THE 69 EYES
Galerie mit 25 Bildern: The 69 Eyes - live in Berlin
Als Kontrastprogramm zum Intro von THE CREEPSHOW geht es bei THE 69 EYES mit „Exodus“, einem Édith Piaf- Klassiker des Chansons, los. Wie es sich gehört löst die Ankunft der Band auf der Bühne dann Jubel und Begeisterung im mittlerweile gut gefüllten Astra aus. Wie immer sitzen die Haare und die Sonnenbrillen, und noch mehr als deren schwarze Gläser glänzen an diesem Abend nur Sänger Jyrki 69s PVC-Hosen. Los geht es mit „Framed In Blood“, gefolgt von „Feel Berlin“, was bei einem Publikum der betreffenden Stadt naturgemäß besonders gut ankommt. Als THE 69 EYES dann ab dem vierten Song „Miss Pastis“ das Tempo ein wenig hochschrauben verwandelt sich der Zuschauerraum dann auch flächendeckend in einen Dancefloor. Sogar eine mitgebrachte Finnland-Flagge wird im Auditorium gehisst (also wiederholt hochgehalten). Allgemein haben die Jungs eine wirklich starke Setlist am Start. Wie Jyrki uns im Interview (THE 69 EYES – Interview mit Jyrki 69) vor einigen Wochen verraten hat handelt es sich dabei auch um die seiner Meinung nach stärkste THE 69 EYES Setlist bisher, und das will bei einer so weit zurückreichenden Bandgeschichte durchaus was heißen.
Was fürs Auge und was auf die Ohren
Obwohl die Temperatur in der Halle weiter steigt wird ausgelassen getanzt, und auch die Herren auf der Bühne beweisen, dass sie nach wie vor mit voller Energie dabei sind. Die Unterhalterqualitäten kann man ihnen auf garkeinen Fall absprechen. Egal ob Drummer Jussi 69 sich abwechselnd verbiegt und im Stehen spielt oder Jyrki sich lässig den Mikroständer über die Schulter legt und ihn dann gekonnt wieder an seinen Platz wirbelt, es wird auf jeden Fall was fürs Auge geboten. Auf die Ohren gibt es vor allem Band-Klassiker wie „Never Say Die“ und einige Stücke der aktuellen Platte „Universal Monsters“, darunter „Dolce Vita“ und „Shallow Graves“.
Nach rund einer kurzweiligen Stunde verabschieden sich THE 69 EYES dann vorerst von der Bühne, aber nicht bevor Jyrki noch einen Song Joey Ramone widmet, dessen Geburtstag heute gewesen wäre. Es folgt die obligatorische Pause vor der Zugabe, und obwohl sich das Publikum anschließend als unfähig erweist, „Zugabe“ zu rufen, kommt die Band dann aber doch wieder, um mit „Wasting The Dawn“, „Gothic Girl“ und vor allem „Lost Boys“ nochmal ein paar richtige Klassiker rauszuhauen. Zum THE DOORS-Klassiker „This Is The End“ verabschieden sie sich dann unter Jubel. Ein insgesamt sehr schweißtreibender, aber wundervoller Abend, den man besser kaum hätte verbringen können, gutes Wetter draußen hin oder her.
Setlist
1. Framed in Blood
2. Feel Berlin
3. Betty Blue
4. Miss Pastis
5. Tonight
6. Forever More
7. Sister Of Charity
8. Shallow Graves
9. Never Say Die
10. The Chair
11. Dolce Vita
12. If You Love Me The Morning After
13. Jet Fighter Plane
14. Dance D’Amour
15. Brandon Lee
16. Wasting The Dawn (Zugabe)
17. Gothic Girl (Zugabe)
18. Lost Boys (Zugabe)
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