Wolfheart
Interview mit Tuomas Saukkonen zu "Tyhjyys"
Interview
Das Warten hat ein Ende, und das dritte Album der finnischen Winter Metal Band WOLFHEART ist in den Läden. Die Platte, genannt „Tyhjyys“, hat bei uns mit 9 von 10 Punkten stark abgeräumt. Zwischen den Vorbereitungen für die Veröffentlichung, dem Herausbringen der drei Singles „Boneyard“, „The Flood“ und „World On Fire“ und der mittlerweile laufenden Release-Konzerte hat sich Mastermind Tuomas Saukkonen die Zeit genommen, uns einige Fragen zum Album und der näheren Zukunft der Band zu beantworten. Außerdem hat er etwas im Keller gekramt und ist mit einem kleinen Best-of seiner bisherigen Projekte wieder rausgekommen. Mehr dazu findet ihr am Ende dieses Interviews.
Fangen wir mal mit den Basics an. Was ist die Bedeutung hinter „Tyhjyys“? Laut Wörterbuch heißt es „Leere“, ein Thema, das bei WOLFHEART schon aufgekommen ist. Würdest du sagen, dass das ein Hauptthema auf diesem Album ist?
Die Übersetzung von „Tyhjyys“ ist „Leere“, aber die finnische Version hat eine viel tiefere, dunklere und hoffnungslosere Bedeutung, und es ist tatsächlich das Leitmotiv auf diesem Album. Das Thema hat schon in ein paar Songs auf den beiden Vorgängeralben mit hereingespielt, aber jetzt ist es die ganze Essenz des dritten Albums.
WOLFHEART war bisher ziemlich produktiv, mit einem stetigen Output von einem Album alle zwei Jahre. Dazwischen gab es auch Touren. Im Interview zu „Shadow World“ hast du uns gesagt, dass du nach der Veröffentlichung erstmal eine Pause vom Schreiben einlegen willst. Wann habt ihr dann mit „Tyhjyys“ angefangen? Wie lange haben Schreiben, Aufnahmen und Produktion gedauert?
Nachdem wir den Vertrag bei Spinefarm unterschrieben hatten, wollte das Label auch die Lizenz für das Debüt-Album „Winterborn“ und es noch vor „Shadow World“ neu rausbringen. Nachdem „Shadow World“ gemastert war, mussten wir also auf die zweite Runde vom Debütalbum warten. Als „Shadow World“ dann endlich draußen war, war das Album für mich schon ziemlich alt, und die Schreibpause hat doch nicht so lange dauert. Ich hatte schon recht kurz nach dem „Shadow World“-Release Ideen im Kopf, aber mit dem eigentlichen Prozess habe ich Anfang 2016 angefangen. Um mich ganz aufs Songwriting und die Pre-Production zu konzentrieren habe ich sechs Wochen lang eine Wohnung in Athen gemietet. Ich habe den größten Teil der Pre-Production für „Shadow World“ ebenfalls in Athen gemacht, und es scheint, als ob es für mich ganz gut funktioniert, dafür ganz weit weg von zu Hause zu sein. Im März 2016 sind wir ins Studio gegangen und waren sehr gut vorbereitet, sodass die Aufnahmen von sämtlichen Gitarren, Bass und Schlagzeug nur sieben Tage gedauert haben. Bis dahin ging also alles sehr schnell und glatt. Die Vocals, Keys etc. haben wir in kleineren Etappen während des Mixens im Sommer gemacht. Ich würde sagen, dass wir insgesamt rund zwölf Tage aufgenommen und genauso viele Tage gemixt haben.
Du bist bekannt dafür, sehr viel selbst aufzunehmen und bist oft unter „alles“ oder „alle Instrumente“ bei deinen Alben gelistet. „Winterborn“ war ein Ein-Mann-Projekt, das hat sich dann bei „Shadow World“ geändert. Wie seid ihr bei „Tyhjyys“ vorgegangen? Kannst du uns den Prozess skizzieren?
Während der Aufnahmen zu „Tyhjyys“ war die ganze Band im Studio, und ich habe nur die Rhythmus-Gitarren, Akustik-Gitarren und Gitarren-Melodien gemacht. Der Schreibprozess lief wie bisher, außer, dass ich „Boneyard“ zusammen mit Lauri und Mika geschrieben habe. Ich habe die gesamte Musik geschrieben und auch die Hauptarrangements für jedes Instrument gemacht. Während ich in Athen war, habe ich die Pre-Production Demos für alle Songs aufgenommen, damit die Jungs einen ersten Eindruck bekommen und ihre Parts lernen konnten. Während der Schlagzeug-Aufnahmen war ich mit Joonas in einem Raum und habe Gitarre dazu gespielt. Dabei haben wir die ganze Zeit Brainstorming gemacht und sogar spontan ein paar neue Parts hinzugefügt, während wir zwischen den Takes rumgealbert haben. Auch wenn ich die Musik schreibe, hat die Band im Studio eine größere Rolle gespielt.
Reden wir ein wenig über den Sound von „Tyhjyys“. Zwei Dinge, die mir aufgefallen sind, sind dass die Band ein wenig mehr in den Doom Metal abwandert als zuvor und dass die orchestralen Arrangements vordergründiger zu werden scheinen. Würdest du dem zustimmen und ist das eine Entwicklung, die du weiter vorantreiben willst?
Naja, ich wollte eigentlich ein schnelleres Album machen, aber „The Flood“ und „Tyhjyys“ sind beide ziemlich langsam, und auch „Call Of The Winter“ hat einige Doom-Elemente. Ich habe also beim Versuch, das Tempo hochzudrehen, auch einigen langsameren Kram geschrieben. Manchmal schreibt sich die Musik von selbst, und deine Pläne sind ihr egal. (lacht) Was aber 100 Prozent Absicht war, ist die tiefere Tonlage bei den langsameren Songs, die ihnen den doomigen Sound verpasst hat. Normalerweise stimmen wir auf A, was bei richtig schnellen Riffs schon eine Herausforderung ist. Für die langsameren Songs habe ich auf G runtergestimmt.
Das wäre meine nächste Frage gewesen: Bilde ich mir das ein, oder seid ihr auch sogar noch schneller geworden?
Ich freue mich, dass du das gemerkt hast. (lacht)
Wie ist dein Gefühl zu diesem Album, verglichen mit den anderen WOLFHEART Veröffentlichungen? Gibt es Songs, die eine besondere Bedeutung für dich haben?
Das Neuste ist immer das Beste, also solltest du in ein paar Jahren nochmal fragen. Hinter diesem Album steht ein Riesenhaufen Arbeit, und ich glaube, den ganzen Aufwand hört man den Songs auch an. Der Sound, die Produktion, und diese Hingabe machen es zum bisher besten WOLFHEART-Album. Auf jedem Album gibt es einige Songs, die für mich eine größere persönliche Bedeutung haben als andere. Auf dem neuen Album sind das „The Flood“ und „Tyhjyys“.
Die obligatorische Tour-Frage. Vor Kurzem sind WOLFHEART mit INSOMNIUM auf Deutschlandtour gewesen. Euer Set war schrecklich kurz und das Album war noch nicht draußen. Besteht die Chance auf eine deutsche Ergänzung eurer baldigen Termine in Finnland, Schweden, Spanien, usw.? Oder vielleicht im Laufe des Jahres?
Das Set war wirklich zu kurz, aber wir spielen nach den Regeln, die wir vorgegeben bekommen. Auf der nächsten Tour gibt es hoffentlich ein längeres Set. Wir planen eine zweite Europatour irgendwann im September/Oktober/November, und im Sommer spielen wir auch bei Festival überall in Europa.
Vom Touren mal abgesehen, was sind jetzt deine Pläne? Wieder eine Pause, bevor du mit dem Schreiben fürs nächste Album anfängst, oder hast du doch schon Hummeln im Hintern?
Das dritte Video ist gerade frisch bearbeitet, also konzentriere ich mich jetzt auf die kommenden Konzerte. Aber ich habe schon die ersten Riffs für einen neuen Song geschrieben und plane, die ersten Demos innerhalb eines Monats aufzunehmen. Ich kann es also kaum erwarten, mit dem neuen Material zu arbeiten.
Zu guter Letzt: Gibt es noch etwas, das gesagt werden muss?
„Stay metal“ und unterstützt eure lokale Szene!
Danke für deine Zeit!
Und wer die Karriere des Herrn Saukkonen schon etwas länger verfolgt, der weiß: Dem Projekt WOLFHEART sind leider einige andere nicht minder sensationelle Bands zum Opfer gefallen. Ein „Best of“ der Projekte von Tuomas Saukkonen haben wir für euch in unserem Special „Die Projekte des Tuomas Saukkonen“ zusammengestellt. Die Auswahl der Songs hat natürlich Herr Saukkonen selbst getroffen!
Galerie mit 9 Bildern: Wolfheart - Endtime Signals European Tour 2024 in LeipzigMehr zu Wolfheart
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Stile | Death Doom Metal, Melodic Death Metal |
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